Schweigegang der Männer nach Köln-Kalk

Still durch die Nacht

Unter dem Motto "Mit Christus in die Zukunft gehen" fand am Samstag Abend der Schweigegang der katholischen Männer Kölns statt. Weihbischof Ansgar Puff rief zu einem Leben nach dem Vorbild Jesu auf.

Im Gebet / © Elisabeth Rahe (KNA)
Im Gebet / © Elisabeth Rahe ( KNA )

Der Schweigegang der katholischen Männer Kölns findet jedes Jahr am Vorabend des 5. Fastensonntags Judica statt. Ausgehend von verschiedenen Stationskirchen zur Gnadenkapelle von Kalk und dann gemeinsam zum Dom pilgerten Männer und Jugendliche schweigend und im stillen Gebet durch die Straßen Kölns. Den Abschluss der Wallfahrt bildete ein Gottesdienst im Dom mit Weihbischof Ansgar Puff.

In seiner Predigt mahnte Weihbischof Puff zu einem Lebensstil, der auf das Wohl anderer ausgerichtet sei, so wie es Jesus vorgelebt habe. "Darum heilt er Kranke, weckt Tote und vergibt Schuld", sagte Puff. Ein solches Leben mache in der Tiefe zufrieden und glücklich, koste aber auch Mühe und Kraft. "Denn in uns ist die Haltung verwurzelt, dass wir für uns Leben wollen", erklärte der Weihbischof. Die Menschen hätten Sorge, am Ende zu kurz zu kommen. Trotzdem sei es wichtig, das Lebenskonzept zu wechseln und immer wieder dafür zu kämpfen.Nur dann werde man selbst nach dem Tod noch lebendig sein.

Bußgang seit 1931

Den Schweigegang der katholischen Männer Kölns gibt es bereits seit 1931. Damals litt Deutschland schwer unten den Reparationslasten und der Weltwirtschaftskrise. Die Produktion der deutschen Landwirtschaft hatte einen Tiefstand erreicht, die Zahl der Arbeitslosen lag bei fast fünf Millionen, und bei den Reichstagswahlen im vorausgegangenen September hatte die NSDAP große Gewinne erzielt. Hunger, Not und Sorge um die politische Weiterentwicklung prägten das Land.

Für den damaligen Stadtmännerseelsorger und Jesuitenpater Josef Spieker waren Sünde und Schuld die Ursachen für diese Not. Deshalb rief er die Kölner Männer zu einem Bußgang auf, mit dem sie schweigend ihre Schuld bekennen und durch ihre Buße öffentlich um Vergebung bitten sollten. Obwohl Spieker ganz spontan zu der Wallfahrt aufrief, beteiligten sich am ersten Bußgang bereits 7.000 Männer. Seitdem findet der Schweigegang jedes Jahr am Vorabend des Passionssonntags statt, also zwei Wochen vor Ostern. Während des Nationalsozialismus wurde die Wallfahrt zu einem Protestmarsch gegen das Regime.