Pontifikalamt im Kölner Dom

Pfingstmontag

domradio.de übertrug am Pfingstmontag das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Predigter war Weihbischof Dr. Rainer Woelki. Es sang die Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane. Die Orgel spielte Winfried Bönig. Die Predigt steht nicht zur Verfügung.

 (DR)

Wer bereit ist, sich dem Geist auszusetzen, der muss damit rechnen, sein Leben nicht mehr berechnen zu können. Der Geist weht nicht nur, wo er will, sondern führt die Menschen manchmal auch auf ungebahnte Wege. Das erleben die Jünger, als sie flüchten müssen. Gottes Geist ist unberechenbar, folgt nicht den Gesetzen des Marktes und lässt sich nicht durch Taktik manipulieren. Diese Kraft durchbricht so die harte Logik des Berechenbaren: Sie kann da Raum schaffen, wo Menschen in die Enge getrieben sind, einen Anfang ermöglichen, wo sie am Ende sind, dem zutiefst Gedemütigten neue Würde schenken.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Eine schwere Verfolgungswelle nach dem Tod des Stephanus zerstreut die Gemeinde von Jerusalem bis auf die Apostel. Wird damit die noch junge Kirche zerstört werden? Aber der Glaube lässt im Scheitern und in der Niederlage neue Möglichkeiten erkennen. Was das Ende hätte sein können, führt zur Verbreitung des Glaubens an anderen Orten.
In der Reise der Apostel zeichnet sich eine Entwicklung ab, die Sendung des Geistes unter Gebet und Handauflegung (Firmung) von der Taufe auf den Namen Jesu zu unterscheiden, obwohl der Geist auch schon in der Taufe wirkt.

Zweite Lesung
Der Epheserbrief betrachtet die Rettung oder Erlösung des Menschen als Plan, den Gott von Anfang der Schöpfung an verfolgt und den er nun durch und in Christus verwirklicht hat. Dann ist Rettung aber mehr als nur die Beendigung eines schlimmen oder gefährlichen Zustandes. Es geht um das völlige Glück des Menschen, das "Erbe". Es besteht nicht darin, "etwas" von Gott vererbt zu bekommen, sondern umgekehrt: ganz Gottes Eigentum zu werden. Der Heilige Geist wird hier als Siegel bezeichnet. Ein Siegel beglaubigt, es macht ein Dokument gültig. So sind die Getauften als Erben kenntlich. Der Geist ist zugleich der erste Anteil des Erbes. Sein Wirken ist beglückend: eine erste Erfahrung von Erlösung.

Evangelium
Beim Propheten Jesaja (Jes 29, 13-16) klagt der Herr, dass sein Volk ihn nur mit den Lippen ehre, aber das Herz von ihm fernhalte. Er kündigt an, darauf zu reagieren. "Dann wird die Weisheit seiner Weisen vergehen  und die Klugheit seiner Klugen verschwinden" (V. 14). Diese Weisen und Klugen sind Leute, die "ihre geheimen Pläne vor dem Herrn verbergen, damit im Dunkel bleibt, was sie tun. Sie sagen: Wer sieht uns schon und wer kennt uns?" (V. 15). Sie glauben, Gott zu ihrem Nutzen berechnen zu können, Gott aber bleibt unberechenbar. Die befreiende Botschaft Jesu erschließt sich als Erstes den Armen, den Kleinen, die unter der drückenden Last leiden, denen, die nicht auf ihre eigene Klugheit pochen, sondern sich nur öffnen können. Die Klugen, die mit Berechnung ihre eigenen Ziele verfolgen, verpassen so das eigentliche Ziel.

Christus der Befreier

Du bist der Gott der Kleinen,
der menschliche und leidende Gott,
der Gott mit den schwieligen Händen,
der Gott mit dem lederzähen Gesicht.

Deshalb rede ich zu dir,
wie mein Volk zu dir redet,
da du ja der Landarbeitergott,
der Arbeiterchristus bist.

Du reichst deine Hand dem Volk
in den Städten und auf den Äckern.
Du stehst in der Schlange auf dem Sozialamt,
um einige Pfennige zu bekommen.

Auf dem Marktplatz isst du aus dem Abfall
zusammen mit Zé, Joâo, Chico oder Maria.
Du protestierst gegen das Elend,
das dein Volk Tag für Tag tötet.

Ich sah dich Zäune machen
oder Vieh hüten,
ohne Bohnen zu essen zu bekommen.
Auf der Straße sah ich dich mit den Genossen,
da forderst du Land und einen Arbeitsplatz.

Du bist der Gott der Kleinen,
der menschliche und leidende Gott,
der Gott mit den schwieligen Händen,
der Gott mit dem lederzähen Gesicht.

Aus Brasilien

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)