Pontifikalamt im Kölner Dom

Fronleichnam

domradio.de übertrug an Fronleichnam das Hochamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant war Weihbischof Manfred Melzer. Es sangen der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich und der Mädchenchor am Kölner Dom unter der Leitung von Oliver Sperling. Die Orgel spielte Winfried Bönig. - Mehr zur Prozession hier.

 (DR)

"Fron-Leichnam" heißt "Herren-Leib". Wir feiern an diesem Tag, dass Christus selbst in Gestalt von Brot und Wein bei uns ist: sichtbar, schmeckbar und fühlbar. Brot ist, zumindest für Menschen des Abendlandes, das Grundnahrungsmittel. Wein trinken wir bei festlicher Gelegenheit, "Wein, der das Herz des Menschen erfreut", wie der Psalmist sagt.
Aber gerade diese Erfahrbarkeit macht uns auch Schwierigkeiten, denn wir sehen ja gerade nicht den Menschen Jesus, sondern Brot und Wein. "Augen, Mund und Hände täuschen sich in dir", hat Thomas von Aquin gedichtet, "doch des Wortes Botschaft offenbart dich mir." Nur wenn wir die Zusage Gottes glaubend annehmen, können wir erfahren, dass Gott sich in Christus ganz auf unsere Leiblichkeit einlässt - auch heute noch.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
"Wir wollen tun und hören." Gut zuhören zu können, ist wichtig. Doch es ist so leicht wegzuhören. Es ist so einfach, die Bitte des Anderen zu überhören. Das ist der Normalfall unseres Lebens. Die Stimme des Nächsten ist so leise. Gottes Ruf ist nur ein Hauch. Sein Wort wird erst dann vernehmlich, erst dann verständlich, wenn sich bei mir etwas getan, etwas verändert hat, wenn ich etwas getan, etwas verändert habe, und sei es nur eine winzige Kleinigkeit. Der Notruf des Nächsten, Gottes eigenes Wort, sie kommen erst dann in meine Hörweite, wenn ich mich bewegt habe, und sei es nur einen einzigen Millimeter. "Wir wollen tun und hören." Ein biblischer Schreibfehler? Ein biblischer Denkanstoß.

Zweite Lesung
Die Opfer- und Blutriten des Alten Testaments erscheinen vielen Menschen heute unverständlich und grausam. Dabei ging es nicht darum, Gott durch Gewalt zu besänftigen und Tiere zu töten. Das Blut ist Träger des Lebens. Was mit Blut besprengt wird, ist dem Leben geweiht, gereinigt von allem, was von Gott fernhält. Aus Sicht des Bundesvolkes Israel hat Gott das Opfer geschenkt, damit die Menschen ihm begegnen können. Das Neue Testament verändert das Opferdenken des Ersten Bundes von innen heraus. Für den Hebräerbrief ist Christus Opfer und Priester zugleich. Heute und für immer, ein  für alle Mal, reinigt sein Blut von Schuld und führt uns in die Gemeinschaft mit Gott.

Evangelium
Das Letzte Abendmahl schließt die Mahlgemeinschaften ab, die Jesus mit Verachteten und Sündern und mit den vielen Menschen, die zu ihm kamen, gehalten hat. Die Zwölf, mit denen er seine leidenschaftliche Freude über das Nahekommen Gottes in fröhlichen und festlichen Mahlzeiten teilte, werden mit diesem letzten Mahl nun auch in seinen Leidensweg hineingezogen. Das Abendmahl Jesu besiegelt ein Bündnis zwischen Gott und seinem Volk, das offen ist auch für jene, die nach traditionellem Verständnis davon ausgeschlossen waren. Auch dieses Abschiedsmahl Jesu durchdringt die Botschaft seines Lebens: Gott kommt seinem Volk nahe, er kommt ohne Bedingungen, ohne Wenn und Aber. Doch nun versteht Jesus sein Leben als Geschenk, das Gottes Kommen entgegenkommt. Gottes Reich, Gottes Wirklichkeit, kommt heilend und befreiend zu allen, auch zu den Sündern. Der Weg führt über Jesu Tod.


Sprich du das Wort, das tröstet und befreit
und das mich führt in deinen großen Frieden.
Schließ auf das Land, das keine Grenze kennt,
und lass mich unter deinen Kindern leben.
Sei du mein täglich Brot, so wahr du lebst.
Du bist mein Atem, wenn ich zu dir bete.

Huub Oosterhuis


(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)