Meisner: Geistiges und körperliches Dasein entrümpeln - Predigt hier nachhören

Aschermittwoch der Künstler

Der Kölner Kardinal Joachim Meisner hat die Christen zum Beginn der Fastenzeit zur "Entrümpelung ihres geistigen und körperlichen Daseins" aufgerufen. In den Wochen bis zum Osterfest könne jeder Mensch "loswerden, was ihn zu schwerfällig macht, um dem Schöpfer auf die Spur zu kommen", sagte er in einem Gottesdienst zum Aschermittwoch der Künstler in Köln.

 (DR)

Sensible Menschen wie Künstler seien «Impressionisten und Expressionisten zugleich», sagte Meisner. Es sei ihre Berufung, göttliche Wahrheit zu empfangen und so auszudrücken, dass jeder sie vernehmen könne. Sie sollten «Gottes Worte sprechen, malen, meißeln, schreiben» und damit allen Menschen die «Fähigkeit des Staunens» erschaffen. «Wirkliche Kunst» werde dabei von jedem Menschen verstanden. «Gott und wir Menschen brauchen Künstler», so Meisner.

Während des Gottesdienstes in der Innenstadtkirche Sankt Mariä Himmelfahrt teilten der Kardinal und andere Geistliche das traditionelle Aschenkreuz aus. Im Anschluss waren die Kulturschaffenden aus den Bereichen Architektur, Bildende Kunst, Theater, Film, Rundfunk und Literatur zu einem Empfang geladen. Den Festvortrag hielt der Direktor des Diözesanmuseum Kolumba, Stefan Kraus, unter dem Titel «Der ästhetische Augenblick - Versuch über die Sprachlosigkeit».

Der Aschermittwoch der Künstler geht zurück auf den französischen Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955). Der mit ihm befreundete damalige Kölner Stadtdechant Robert Grosche griff die Idee in der Nachkriegszeit auf und brachte sie von Paris in die Domstadt. Seither nutzen viele deutsche Bistümer die Gelegenheit, um am Beginn der Fastenzeit in Gottesdiensten und Veranstaltungen auf die gesellschaftliche Dimension von Kirche aufmerksam zu machen.

Künstlern und Theologen gehe es darum, das eigentlich «Unsagbare, Unausdrückbare und Unabbildbare» im Wissen um die eigene Unzulänglichkeit zum Ausdruck zu bringen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, in Freiburg. Zollitsch ermunterte zur Suche nach neuen Ausdrucksformen im Glaubensleben. «Es wäre fatal für das Christentum zu meinen, dass nur die althergebrachte Ausdrucksgestalt des Glaubens die allein richtige sei und keine neuen Versuche mehr gewagt werden dürften», sagte er. Wenn dies geschähe, käme die lebendige Tradition der Kirche zum Erliegen, «es würde nur noch Asche weitergereicht, doch das Feuer würde auf Dauer ersticken».

Der Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst rief die Künstler zum intensiven Dialog mit der Kirche auf. Kunst könne eine Wirklichkeit erschließen, «die tiefer sieht und reicht, damit wir uns erinnern, wohin wir gehen und wohin wir gehen sollen», sagte er in Stuttgart. Fürst lud dazu ein, die 40-tägige Fastenzeit dazu zu nutzen, «das eigene Leben zu überdenken und Lebens-Weichen neu zu stellen». Kirche und Kunst beflügelten sich auf dieser Suche gegenseitig, so der Bischof. Beiden gehe es um den Menschen und dessen Heil.

Für den katholischen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist der Aschermittwoch der Künstler «in jedem Jahr auf eigene Weise ein Ringen um die Bilder, die Glauben wecken». «Großes Kino» lasse Raum für das «Ecce homo» unserer Tage und zugleich den Menschen aufleuchten, «der als Ebenbild Gottes geschaffen ist», sagte er in Frankfurt. Auf dem Programm stand nach dem Gottesdienst ein Vortrag des Filmregisseurs Volker Schlöndorff zum Thema «Der wiedergefundene Glaube».