Schlussvesper im Dom zu Fulda

"Lehrlinge im Leben und im Glauben"

Die durch die Missbrauchsskandale ausgelöste Welle der Empörung sei für die Kirche "eine große Herausforderung zu lernen". Erzbischof Koch fordert mehr Offenheit in der Kirche gegenüber andersdenkenden und lebenden Menschen.

Die deutschen Bischöfe treffen sich traditionell im September am Grab des heiligen Bonifatius in Fulda / © Arne Dedert (dpa)
Die deutschen Bischöfe treffen sich traditionell im September am Grab des heiligen Bonifatius in Fulda / © Arne Dedert ( dpa )

Mit einer Vesper im Dom zu Fulda beendete die Deutsche Bischofskonferenz ihre Herbst-Vollversammlung. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung der abgeschlossenen Studie "Sexueller Missbrauch an Minderjährigen durch katholische Priester, Diakone und männliche Ordensangehörige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz" (MHG-Studie).

Dazu predigte der Berliner Erzbischof Heiner Koch am Donnerstag in der Schlussvesper, dass es jetzt um die Fragen gehe, wie sich die Kirche gegenüber den Opfern verhalte und wie sie mit den Tätern umgehe. "Welche kirchlichen Strukturen müssen wir infrage stellen, verändern und weiterentwickeln? Wie können wir verhindern, dass Menschen einen kirchlichen Beruf übernehmen und dort einen eher geachteten Rahmen finden, um ihre gefährlichen Neigungen auszuleben?"

Auch auf Menschen außerhalb seines eigenen Kreises hören

Der Erzbischof beklagte zugleich eine gesellschaftliche Tendenz der Abschottung unterschiedlicher Gruppen. "Viele Gruppierungen, Parteien und weltanschauliche Gemeinschaften, kulturelle und wirtschaftliche Vereinigungen stehen meistens unverbunden nebeneinander", sagte er.

Ihre Mitglieder bekräftigten sich in ihrer Überzeugung, sie benutzten den gleichen Sprachstil, hätten ähnliche Wahrnehmungen und Handlungsprioritäten. Wahrheitserkenntnis wachse aber besonders auch durch Menschen, die nicht zum vertrauten Kreis gehörten.

Auch die Kirche müsse lernen, die eigenen Grenzen zu eher fremden Menschen und Gruppierungen zu überschreiten. Um der Menschen, der Gesellschaft, aber auch um der Kirche eigenen Lernfortschritte wegen. Viele Impulse habe die Kirche in ihrer Geschichte von Menschen und von Gruppen erfahren, die nicht zu ihr gehörten.

Bischöfe diskutierten auch über Jugend und Flüchtlingsarbeit

In der Herbst-Vollversammlung haben sich die 67 deutschen katholischen Bischöfe neben der MHG-Studie außerdem mit aktuellen Fragen zur Flüchtlingsarbeit und der bevorstehenden Weltbischofssynode in Rom, die unter dem Titel "Die Jugendlichen, der Glaube und die Berufungsunterscheidung" steht, befasst.

In einem Studienhalbtag erörterten die Bischöfe das Thema "Gottesglaube und Gottesrede im 21. Jahrhundert". Weiterhin stand eine Beratung der aktuellen Debatte um eine Neuregelung der Organspende auf der Tagesordnung und die Verabschiedung von Handlungsempfehlungen zu Ökologie und nachhaltiger Entwicklung für die deutschen Bistümer.

 

DOMRADIO.DE übertrug im Internet-TV die Schlussvesper mit Bonifatiussegen der Herbst-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz aus dem Dom zu Fulda. Zelebrant war der Konferenz-Vorsitzende, Erzbischof Reinhard Kardinal Marx. Die Predigt hielt der Berliner Erzbischof Heiner Koch.


Kardinal Marx / © Dedert (dpa)
Kardinal Marx / © Dedert ( dpa )

Erzbischof Heiner Koch / © Romano Siciliani (KNA)
Erzbischof Heiner Koch / © Romano Siciliani ( KNA )
Quelle:
KNA , DR