Kardinal Meisner würdigt das Werk von Kirche-in-Not-Gründer van Straaten

Das Vermächtnis als Aufgabe

Am Samstag hat Kardinal Meisner an das Werk von Pater Werenfried van Straaten erinnert. Seine Kollekte habe nicht nur die Sammlung von Gaben umfasst, sondern auch die der Gläubigen, ihrer Gebete und die der Verstreuten. Das von ihm gegründete Hilfswerk Kirche in Not dürfe nicht zum Museum werden, warnte der Kölner Erzbischof.

 (DR)

"Dann würde man die zur Mumie hochstilisierte Gründergestalt nachäffen, aber nicht nachahmen", sagte Meisner am Samstagmorgen im Kölner Dom. Das würde sein Werk absterben lassen. "Deshalb achten wir darauf, dass Kirche in Not den jeweils neuen Situationen und Herausforderungen angepasst wird, ohne dass dabei der ursprüngliche Geist verblasst. Sonst würden wir das Werk von Pater Werenfried verderben und seine Gestalt verzeichnen.



Anlässlich des neunten Todestags des Gründers von Kirche in Not hatte Kardinal Meisner zum Pontifikalgottesdienst eingeladen. Die Kollekte ist für Hilfsprojekte für Christen in islamischen Ländern bestimmt.



Van Straaten starb am 31. Januar 2003 in Bad Soden. 1947 hatte der Prämonstratenserpater das Hilfswerk "Ostpriesterhilfe" gegründet. Mit Hilfe von Spenden vor allem aus Flandern unterstützte er heimatvertriebene Deutsche unter anderem mit Nahrungsmitteln, was ihm den Namen "Speckpater" einbrachte. 1981 erhielt er das Bundesverdienstkreuz. Seine Organisation "Kirche in Not/Ostpriesterhilfe" wurde 1984 als kirchliche Vereinigung päpstlichen Rechts anerkannt.



Arabische Bischöfe fürchten islamischen Fundamentalismus

Im Anschluss an den Gottesdienst fand eine Podiumsdiskussion zur "Lage der Christen im Nahen Osten nach dem "Arabischen Frühling""  statt. Dort äußerte der algerische Erzbischof Ghaleb Bader Befürchtungen vor einem wachsenden religiösen Fundamentalismus in der islamischen Welt. Dieser stehe dem Christentum in muslimischen Ländern oft schroff feindselig gegenüber und beunruhige die Christen vor Ort, sagte der Erzbischof von Algier. Er gab zu bedenken, dass etwa in Ägypten in den vergangenen zehn Monaten während des "arabischen Frühlings" in Ägypten mehr Christen ermordet worden seien als in 30 Jahren unter dem Regime von Präsident Hosni Mubarak.



Der libanesische maronitische Bischof Samir Mazloum erklärte bei der Veranstaltung, dass sich die Christen im Nahen Osten und insbesondere in seinem Nachbarland Syrien unsicher fühlten. Auch andere religiöse und gesellschaftliche Minderheiten fürchteten "das, was das bisherige Regime unter Assad ersetzen könnte", so der emeritierte Kurienbischof. Im Falle eines Sturzes von Präsident Baschar al-Assad sei nicht klar, ob die Rechte der Bürger bestärkt oder islamistische Strömungen die Freiheit unter einer neuen Diktatur beschneiden würden.



Auch der Nahost-Experte von "Kirche in Not", Pater Andrzej Halemba, bezeichnete die arabischen Revolutionen als einen "Sturm", dessen Richtung noch nicht klar sei. Halemba betonte auch die gefährliche Situation der Christen in Nigeria, wo die islamistische Terrorgruppe Boko Haram mit brutalen Mitteln dafür kämpfe, die Christen des Landes der Scharia zu unterwerfen.