Kardinal Meisner betont Bedeutung der Heiligen

"Künder und Deuter"

In seiner Predigt am Hochfest Allerheiligen unterstrich der Kölner Erzbischof Kardinal Meisner die Bedeutung von Heiligen für die Kirche. Sie seien nicht nur Vorbilder für die Christen. Vielmehr zeige Gott in den Heiligen "in lebendiger Weise seine Gegenwart und sein Antlitz".

 (DR)

Sie seien "Künder und Deuter dessen, was Gott in bestimmten Situationen von uns, von seiner Kirche, von der Welt will". Die Heiliggesprochenen der römisch-katholischen Kirche nannte Meisner "Stimme Gottes für uns in der Gegenwart". Gott habe eine Stimme und ein Gesicht auch für uns gegenwärtige Christen in seinen Heiligen angenommen", sagte er weiter. Gott wirke auch heute noch. Dass dieses Erleben Gottes von den Menschen bemerkt werden könne, darauf wolle das Allerheiligenfest aufmerksam machen. "Es geht um lebendige Religiosität." Heilige seien keine bloßen Randfiguren.



Der Kölner Erzbischof verwies beispielhaft unter anderem auf die seliggesprochene Teresa von Kalkutta und ihren Appell an die Frauen, kein ungeborenes Kind abtreiben zu lassen. Meisner bekräftigte seine wiederholt geäußerte Kritik am Schwangerschaftsabbruch. Durch Mutter Teresas Appell gegen Abtreibung spreche Gott zu den Menschen von der unantastbaren Würde eines jeden, sagte Meisner. Mutter Teresa sei wie die anderen Seligen und Heiligen ein Dolmetscher der Stimme Gottes in der Gegenwart. Die von den Nationalsozialisten umgebrachte heilige Edith Stein sei "die Stimme Gottes in der gegenwärtigen Auseinandersetzung mit einem sogenannten aufgeklärten Atheismus".



Die Philosophin weise deutlich darauf hin, dass die Naturwissenschaften nicht theologische Fragen beantworten könnten. Der selige Papst Johannes Paul II. habe die heutigen Christen aufgerufen, ihre Passivität zu überwinden und gegen die vielfältigen Angriffe gegen das Evangelium anzugehen.



Papst: Heiligkeit ist weder elitär noch altmodisch

Heiligkeit ist nach den Worten von Papst Benedikt XVI. weder elitär oder altmodisch. Sie sei keineswegs "etwas Abgestandenes oder etwas Unerreichbares", sagte der Papst am Donnerstag beim Angelus-Gebet zum Fest Allerheiligen auf dem Petersplatz in Rom. Die Berufung zur Heiligkeit gehe vielmehr alle Gläubigen an. Jeder sei aufgerufen, in Gemeinschaft mit Gott zu leben.



Auch die heutige Zeit brauche Heilige. Sie zeigten, wie die Gläubigen das Evangelium leben und "leuchtende Zeichen" der Liebe Gottes sein könnten, so Benedikt XVI. In den Heiligen werde auf vielfältige Weise Christus gegenwärtig. Sie verkörperten den Sieg der Liebe über den Egoismus und den Tod. Ihr Vorbild zeige, dass die Nachfolge Jesu zum Ewigen Leben führe und der Gegenwart Sinn gebe.



Das Fest Allerheiligen sei ein Vorgeschmack auf die Schönheit des Lebens, das sich ganz für die Liebe Gottes und die vollständige Gemeinschaft aller Gläubigen im Himmel öffne, so der Papst. Der Glaube an ein Ewiges Leben bedeute keine Wirklichkeitsflucht. "Nur der Glaube an das Ewige Leben lässt uns Geschichte und Gegenwart wahrhaft lieben", betonte Benedikt XVI. An diesem Freitag, am Fest Allerseelen, begibt sich der Papst in die Grotten des Petersdomes hinab, um vor den Gräbern der Päpste zu beten.



Zollitsch ruft zum Zeugnis für das Evangelium auf

Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, hat die Christen aufgerufen, durch ihr Handeln das Evangelium zu bezeugen. Am Donnerstag, dem katholischen Hochfest Allerheiligen, sagte Zollitsch in Rüdesheim, die Heiligen stellten plastisch vor Augen, welche Früchte ein Leben in der Nachfolge Christi bringe. Wer sich Jesus zuwende und ihm nachfolge strahle aus durch sein Leben und die Tat, lebe Frieden und stifte Frieden. Der Erzbischof äußerte sich in einem Gottesdienst in der Kirche der Benediktinerinnenabtei Sankt Hildegard in Rüdesheim-Eibingen.



Die dortige Pfarrkirche ist die Grabeskirche der heiligen Hildegard von Bingen (1098-1179), die Anfang Oktober von Papst Benedikt XVI. zur Kirchenlehrerin erhoben wurde. Um dafür zu danken, hatten die Bischofskonferenz und das Bistum Limburg, zu dem Eibingen gehört, für Mittwochabend und Donnerstag zu Feierlichkeiten nach Eibingen eingeladen. Grundlage für das Wirken der heiligen Hildegard sei eine radikale Zuwendung zu Jesus Christus gewesen, sagte Zollitsch in dem Gottesdienst. Er würdigte die neue Kirchenlehrerin als ein "herausragendes Geschenk für uns". Sie gebe auch heute wegweisende Impulse.



Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick unterstrich die Bedeutung der Heiligen für den Alltag. "Wir brauchen Heilige so nötig wie das tägliche Brot", sagte er im mittelfränkischen Hemmersheim. Sie seien Wegweiser dafür, dass "die wahre Freude in Gott ist und die Ware, der Konsum, der Genuss, alles Haben, alles Gelten, nicht das Wahre ist".



Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann erinnerte daran, dass es außer den offiziell heiliggesprochenen exemplarischen Glaubenszeugen Unzählige gebe, die ihr Christsein im Verborgenen lebten. So verwies der Bischof auf "Eltern und Großeltern, die im Gebet und Opfer für ihre Kinder und Enkelkinder vor Gott einstehen". Ihn selbst erreichten auch immer wieder erschütternde Briefe von Schwerstkranken, "die mir versichern, dass sie ihre Leiden für mich und unser Bistum aufopfern".



Der Passauer Bischof Wilhelm Schraml sprach von einem Fest, "das Mut abfordert". Allerheiligen ermutige zum "Kampf zwischen dem Geist Jesu Christi und dem Geist der Welt". Die Heiligen hätten diesen Kampf "gekämpft und bestanden".



Gedenk- und Trauertage im November

Allerheiligen und Allerseelen sind katholische Gedenk- und Trauertage im November: Während die römisch-katholische Kirche an Allerheiligen wortwörtlich all ihrer Heiligen gedenkt, ist Allerseelen der Tag, an dem durch Fürbitte und Gebet an die Verstorbenen erinnert wird. Die Gedenktage am Ende des Kirchenjahres sollen die Menschen trösten, etwa wenn im vergangenen Jahr der Verlust eines Angehörigen zu beklagen war. Zugleich rücken die christlichen Trauertage mit ihrer vielfältigen Symbolik die Vergänglichkeit des Lebens und die Allgegenwärtigkeit des Todes in den Mittelpunkt.



Das katholische Allerheiligenfest, das jährlich am 1. November begangen wird, hat seinen Ursprung im Orient. Dort kannte man bereits um die Wende zum 5. Jahrhundert einen Märtyrertag, an dem all derer gedacht wurde, die ihren christlichen Glauben vorbildlich gelebt hatten und als Märtyrer starben.



Später wurde zudem der 2. November zum Allerseelentag erklärt. Dieser Gedenktag gilt dem Gedächtnis der gestorbenen Gläubigen. Man betet für ihre Seelen. Zum Zeichen dafür, dass sie von den Lebenden nicht vergessen wurden, werden die Gräber auf den Friedhöfen mit Blumen und Kerzen geschmückt. Während die Blumen an die Vergänglichkeit des Lebens erinnern, symbolisieren die Kerzen das "Licht des Lebens".



Heutzutage wird kaum noch eindeutig zwischen dem Fest der Heiligen und dem Fest der Seelen unterschieden. Allerheiligen und Allerseelen sind weitgehend zu einer kirchlichen Gedenkfeier geworden, bei der an alle Toten erinnert wird. Allerheiligen ist in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und im Saarland gesetzlicher Feiertag.



Nach katholischem Verständnis sind die Heiligen Fürsprecher vor Gott, die von den Gläubigen angerufen werden können. Die evangelische Kirche kennt keine Heiligenverehrung in diesem Sinne. Für sie sind die Heiligen Vorbilder im Glauben.



Teile eines mittelalterlichen Volksglaubens haben sich bis heute erhalten. So bieten Bäckereien in Bayern oder Schwaben Seelenwecken oder Seelenbrezeln an. Nach dem Volksglauben kehren die Seelen der Verstorbenen in dieser Zeit in ihre Heimat zurück. Deshalb stellte man ihnen eine Wegzehrung in die Stube.