Kapitelsamt im Kölner Dom - live in Bild und Ton ab 10 Uhr

Hochfest der Gottesmutter Maria

domradio übertrug zu Neujahr das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Weihbischof Heiner Koch. An der Orgel spielte Ulrich Brüggemann, Kantor war Oliver Sperling.

 (DR)

Mit dem 1. Januar verbinden die meisten Menschen vor allem den Beginn des neuen Jahres. Glückwünsche werden ausgetauscht, Vorsätze gefasst, Rückschau gehalten. "In der Liturgie der Kirche ist Neujahr einfach der achte Tag nach Weihnachten, nach der Geburt des Herrn." Joseph Ratzinger legt den Akzent auf den Bezug zu Weihnachten, das als einziges Fest neben Ostern die Achttagesspanne, die Feier-Oktav, behalten hat. Dabei wird deutlich, dass gerade der achte Tag den Anfang und das Ende in den Blickpunkt rückt und somit Schöpfung und Vollendung. Nach sieben Tagen beginnt eine neue Woche, und doch macht die Rede vom achten Tag bewusst, dass eine begonnene Geschichte fortgesetzt wird. Das Weihnachtsfest ist keine abgeschlossene Größe, sondern geleitet uns über die Schwelle, auch in dieses neue Jahr.


Wortgottesdienst

Erste Lesung
Gott weist Mose an, seinem Bruder Aaron und dessen Söhnen die Segens­formel mitzuteilen, mit der sie das Volk segnen können. Diese Einleitung ist auffällig und aufwändig, aber in keiner Hinsicht überflüssig. Denn der Segen Gottes will lebendig wirken von Generation zu Generation, von Mund zu Mund. Dadurch tritt die Eigenart des Segens klar hervor: Segen bedeutet Hinwendung und Zuwendung. Der Zuspruch des Segens zielt auf das, was mit dem hebräischen Wort "Schalom" treffend bezeichnet ist, weil Schalom nicht nur Frieden bedeutet, sondern zugleich Heil und Rettung. Segnen ist ein persönliches Geschehen, ein Wortereignis von Angesicht zu Angesicht. Als Geseg­nete kommen wir Gott nahe, dem Gott, der uns gnädig sein Antlitz zuneigt.

Zweite Lesung
Paulus erwähnt nur selten die Lebenszeit Jesu; an dieser Stelle des Galaterbriefes aber spricht er von Jesu Geburt und nennt, wenn auch nicht namentlich, seine Mutter. Jesu Herkunft von einer jüdischen Frau hat in den biblischen Texten Gewicht. Von hier aus öffnet sich der Weg in das "Große Glaubensbekenntnis", das von einer doppelten Geburt spricht: von der Geburt aus dem Vater, vor aller Weltzeit, und von der Geburt aus Maria. Die Sohn- und Tochterschaft, die auch wir durch Jesus erlangen, bezeichnet eine Heilszusage, die eine unzertrennliche Gemeinschaft mit dem Judentum darstellt, wie Paulus ausdrücklich an anderer Stelle betont (vgl. Röm 9, 4). Kinder Gottes zu sein bedeutet zugleich, "Erbe" zu sein und folglich die damit verbundene Verantwortung zu tragen.

Evangelium
Vom 13. und 14. Jahrhundert bis zur Liturgiereform des Zweiten Vatikanischen Konzils war der Oktavtag zu Weihnachten in der römischen Liturgie auch das Fest der Beschneidung und der Namengebung Jesu. Lukas berichtet von diesen beiden Ereignissen, die entsprechend der jüdischen Tradition am achten Tag stattfanden. Analog zu Gal 4 wird auch hier Jesus in die jüdische Tradition hineingestellt. Sein Name, der bereits vor der Geburt von den Engeln genannt worden war, deutet an, dass der Angekündigte Heil von Gott bringt. Jesus, das ist im Hebräischen Jehoschua. Die traditionelle Deutung des Namens lautet: Gott ist Rettung. Von diesem Retter sind nicht nur die Hirten berufen, sondern auch wir.

Neujahrs-Gesang

Sprich deinen milden Segen
Zu allen unsern Wegen,
Lass Großen und auch Kleinen
Die Gnadensonne scheinen.

Sei der Verlassnen Vater,
Der Irrenden Berater,
Der Unversorgten Gabe,
Der Armen Gut und Habe.

Hilf gnädig allen Kranken,
Gib fröhliche Gedanken
Den hochbetrübten Seelen,
Die sich mit Schwermut quälen.

Und endlich, was das Meiste,
Füll uns mit deinem Geiste,
Der uns hier herrlich ziere
Und dort zum Himmel führe.

Paul Gerhardt

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)