Kapitelsamt im Kölner Dom

Siebter Sonntag im Jahreskreis

domradio.de übertrug am siebten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom. Zelebrant und Prediger war Dompropst Norbert Feldhoff. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Domkapellmeister Professor Eberhard Metternich.

 (DR)

Sünden belasten, und sie belasten oft so sehr, dass ein beschwerdefreies Leben unerreichbar erscheint. Hier greift die religiöse Tradition, die darum weiß, dass Vergebung möglich ist - von Gott her. Zugleich ist Vergebung kein innerlicher Vorgang, der zwischen Gott und dem oder der Einzelnen stattfindet, sondern ein öffentliches Geschehen, denn Vergebung muss zugesprochen werden. Zudem wird Vergebung dort, wo sie erfahren werden durfte, Früchte hervorbringen und ein Leben auf Zukunft hin ermöglichen.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Die Vergangenheit birgt nicht nur Gutes. Wer sich erinnert, muss eigene und fremde Untaten feststellen. Die Scham wegen dieser Untaten kann lähmen und vereitelt somit gutes Leben. Deswegen vergibt Gott Schuld und ermöglicht einen Neuanfang. Nicht, dass damit die frühere Schuld einfach ausgelöscht wäre oder dass der Prophet zu einem rücksichtslosen Leben aufriefe, weil Gott sowieso vergibt. Nein, Gott vergibt dem, der in die Vergangenheit schaut und gelähmt ist, nicht dem, der sich in der Gegenwart eine Zukunft ohne Gott bauen will. Gott kennt die Vergangenheit, befreit den Menschen aus ihrer Umklammerung und ermöglicht so ein Leben in der Gegenwart auf eine gute Zukunft hin.

Zweite Lesung
Paulus beruft sich für die Unzweideutigkeit seiner Rede und seiner Versprechungen direkt auf Gott: So wie dieser in Jesus Christus für alle seine Verheißungen eingetreten ist, so steht auch Paulus zu seinen Versprechungen. Er kann dies freilich nicht von sich aus, sondern nur, weil Gott ihn in der Treue zu Christus festigt, sodass er zu dem stehen kann, was er in Christus angekündigt hat. Von hier her ergibt sich die gebetsmittlerische Funktion Christi: Wir bringen in seinem Namen, durch ihn, Gott den Lobpreis dar, weil in seinem Namen Gottes Heilsversprechen eingefaltet ist, das er in ihm auch verwirklich hat.

Evangelium
Jesus sieht den Glauben der Leute und erkennt: Hier kann keine Sünde sein. Deshalb stellt er fest, dass dem Gelähmten seine Sünden vergeben sind: Er glaubt ja und lebt somit in Übereinstimmung mit Gott. Nur wer den Glauben in den Handlungen eines anderen sieht, kann beurteilen, ob diese Handlung von der Übereignung an Gott getragen ist oder ob sie von Gott wegführt. Jesus betont, dass es leicht ist, den Glauben eines anderen Menschen zu sehen, jedenfalls leichter, als ihn zu heilen. Traue ich mich, den Glauben anderer ernst zu nehmen, oder fällt mir das Misstrauen leichter?

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)