Hochamt in lateinischer Sprache im Kölner Dom

Dritter Sonntag der Osterzeit

domradio übertrug am Dritten Sonntag der Osterzeit das Hochamt in lateinischer Sprache aus dem Hohen Dom zu Köln. Zelebrant und Prediger war Domkapitular Prälat Hans-Josef Radermacher. Es sang der Kölner Domchor unter der Leitung von Eberhard Metternich. An der Orgel spielten Prof. Clemens Ganz und Martin Meyer.

 (DR)

Die Sonntage nach Ostern werden alle selbst als kleine Ostersonntage gefeiert. In vielen Varianten hören wir die Botschaft von der Auferstehung. Aber sie wird nicht getrennt von dem, was vorher geschehen ist. Wie für die ursprünglichen Zuhörer kann auch für uns die Osterbotschaft nur ihre Kraft entfalten, wenn wir bereit sind, das eigene Verfehlen des Ziels, die eigene Schäbigkeit realistisch wahrzunehmen, sie also als wahr und wirklich anzuerkennen.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Im Namen Jesu hat Petrus im Tempel einen Bettler geheilt. Das Aufsehen nutzt er, um die erstaunte Menge anzusprechen: Nicht er selbst habe das getan, sondern der Gott, zu dem sie hier beten, habe in dieser Heilung Jesus verherrlicht. Jetzt haben sie also selbst gesehen, dass Gott den bestätigt hat, den sie vorher dem Tod preisgaben, weil sie ihn für einen Gotteslästerer hielten. Aber nach dieser scharfen Konfrontation zeigt Petrus einen Ausweg: Ihr wart unwissend, also kehrt um; selbst der Tod Jesu war von Gott vorhergewusst. Gerade für sie als Söhne und Töchter des Bundes, den Gott mit ihren Propheten geschlossen hat, hat Gott das Heil gewirkt.

Zweite Lesung
Die Osterbotschaft verkündet, dass wir durch den Glauben von der Sünde erlöst sind. Der erste Johannesbrief macht darauf aufmerksam, dass dies kein Freibrief dafür ist, zu sündigen, ohne dass dies von Bedeutung sei. Immer neu kann und muss der Christ sich von seiner Schuld lösen, im Vertrauen auf Christus. Glaube ist keine theoretische Erkenntnis, kein bloßes "das Richtige für wahr halten", sondern eine Wahrheit, die entsprechendes praktisches Verhalten fordert - das Halten des Liebesgebots. So gilt der umgekehrte Schluss: Wenn jemand das Gebot nicht hält, kann er oder sie auch nicht die wahre Erkenntnis haben.

Evangelium
Obwohl die Emmausjünger dem Kreis der Elf, die Jesus ja besonders nahe gestanden haben, von ihrem Erlebnis mit dem Auferstandenen berichten, erschrecken diese, als Jesus ihnen erscheint. Wie sollen sie dem Auferstandenen begegnen? Ist er noch so zugänglich wie früher? Vielleicht denken sie auch an ihre beschämende Flucht vor seinem Leiden. Jesus kommt ihnen in allem entgegen: Fasst mich doch an, ihr kennt mich doch!  Er zeigt sich ihnen als derselbe, zu dem sie Vertrauen hatten. Er erinnert sie an das, was er sie gelehrt hat, und erklärt, dass ohne das Leiden, das sie noch nicht verstehen, das Heil nicht zu verwirklichen gewesen wäre. Wieder macht er es ihnen anhand der Tradition klar. Das heutige Evangelium spiegelt so auch den Weg wieder, auf dem es der jungen Christenheit gelang, durch neues Deuten der Schrift langsam den Sinn des Todes Jesu zu verstehen.

Petrus oder die Geduld des Meisters

Wissen,
ein Mensch wird dich
nach drei Jahren Freundschaft
dreimal verleugnen.
Wissen,
zur Zeit der Kreuzigung
wird er sich verstecken.
Wissen,
wie schwach ein Mensch werden kann,
und trotzdem zu ihm "Felsen" sagen
und trotzdem auf einem solchen "Felsen"
eine Kirche bauen.

Wissen,
wie ein Mensch sich wandelt,
wie er ohne Angst
und ohne Falschheit spricht,
wie ein Mensch verfolgt wird
und doch stark bleibt,
wie er stirbt am Kreuz
mit dem Kopf nach unten.

Wissen
um des Menschen Größe
zu einer Zeit,
wo nichts als Schuld zu sehen ist.

Martin Gutl  

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)