Hochamt in lateinischer Sprache im Kölner Dom

"Mit ihm können wir rechnen"

domradio.de übertrug am 13. Sonntag das Hochamt in lateinischer Sprache im Kölner Dom live in Bild und Ton. In seiner Predigt zum Markusevangelium "Die Heilung einer blutflüssigen Frau und die Auferweckung der Tochter des Jairus" erinnerte Domdechant Johannes Bastgen an das Wirken Jesu und Wunder, die auch heute noch geschehen. "Der Glaube an Gott trägt und hält unser Leben."

 (DR)

Um sich die Dynamik in einer Schulklasse oder in einer Gruppe vor Augen zu führen, kann es helfen, mit Kegeln oder anderen Spielfiguren die Situation abzubilden. Welche Personen stehen sich nahe? Welche gehen zueinander auf Abstand? Wer fällt aus der Gemeinschaft heraus? Obwohl man das Wissen darum ja schon hat - erst die Aufstellung führt einem die Lage richtig vor Augen.

Man könnte einmal versuchen, auch einen biblischen Abschnitt oder eine Theologie als eine solche Aufstellung zu verstehen: wo sich widerspiegelt, was zusammengehört, wo Gräben sich auftun, wo sich zeigt, was in Spannung zueinander steht. Wie ist das mit Tod und Leben, mit Geld und Geist, mit Glaube und Zweifel, mit Freiheit und Dienst? Was wir schon geahnt, vielleicht gar gewusst haben, was wir erkannt haben und glauben - erst im Gegenüber des Textes tritt es an uns heran.

Wortgottesdienst

Erste Lesung
Der Tod gehört zum Leben? Ja. Nahe Angehörige versterben. Statistiken zeigen uns tödliche Gefahren: im Verkehr, im Haushalt, am Arbeitsplatz. Tausendfach begegnet uns der Tod in den Medien: Nachrichten aus Kriegsgebieten oder Erdbebenregionen, von Hungerkatastrophen oder Epidemien.
Der Tod gehört zum Leben? Ganz und gar nicht. Der Tod ist dem Leben gänzlich entgegengesetzt. Wo Gott wirkt, der Leben ist und Leben schafft, dort hat der Tod keinen Platz. Als Gott den Menschen schuf, rief er ihn ins Leben, nicht in den Tod. Darum wird er den Menschen dem Tod streitig machen, wieder und wieder.

Zweite Lesung
Beim Geld endet die Freundschaft, sagt man. Aber zeigt sich Freundschaft nicht gerade da, wo auch über die materielle Basis gesprochen werden kann? Für Paulus lassen sich Theologie und Umgang mit materiellen Gütern nicht voneinander trennen. Abgeben zu können ist für ihn eine Grundhaltung, die er zuallererst bei Christus selber sieht. Paulus argumentiert aus der Fülle heraus: Ihr seid doch schon reich geworden. Und das gilt bei den Korinthern in materieller wie in geistlicher Hinsicht. Nicht um Selbstkasteiung geht es Paulus, sondern um gegenseitige Solidarität, um Ausgleich und nicht zuletzt um Dankbarkeit. Schließlich soll die Sammlung der Jerusalemer Gemeinde zugute kommen, der judenchristlichen Ursprungszelle der Kirche. Paulus gibt in seiner eigenen Haltung ein Beispiel für  innerchristliche, ja auch für christlich-jüdische Verbundenheit. Er, der Apostel der Heiden, hält ausdrücklich fest an den jüdischen Ursprüngen.

Evangelium
Es waren die gleichen zwölf Jahre: Während die Tochter des Ja?rus aufwuchs, haben an der kranken Frau die ständigen Blutungen gezehrt. Die eine hat sich in diesen Jahren entfaltet. Die andere war zunehmend eingeschränkt. Jetzt scheint das Leben des Kindes an der Schwelle der Pubertät am Ende. Die Möglichkeiten der Frau sind es auch: Sie hat ihr Vermögen ausgegeben. Zweimal zwölf Jahre weiblicher Biographie. Sollten die Grenzen denn so eng gesteckt sein?
Die Frau und die Tochter des Ja?rus kennen sich nicht. Sie treffen sich nicht. Und doch sind sie miteinander verbunden: in der heilsamen Begegnung mit Jesus. Das Leben, das der einen im Blut davonläuft, das Leben, das die andere aushaucht - es kehrt durch Jesus an seinen Platz zurück. Darauf zu vertrauen, darauf zu setzen, das macht den Glauben in dieser Geschichte aus. Dass durch Jesus das Leben kommt, darauf bestand der Glaube der Frau, der Glaube der Eltern. Wohl denen, die solchen Glauben haben.


Der Alltag = der All-Tag:
Der Tag des Alls;
die Ewigkeit also.

Wolfdietrich Schnurre
(Schriftsteller und Dichter, 1920-1989)

(Quelle: Messbuch 2009, Butzon & Bercker Verlag)