Nach der katholischen Weltkirche hat nun auch das Bistum Dresden-Meißen ein neues Oberhaupt. Drei Tage nach der Wahl von Papst Franziskus trat Heiner Koch (58) am Samstag die Nachfolge von Joachim Reinelt (76) an der Spitze von 139.000 Katholiken in Sachsen und dem Osten Thüringens an. Zu seinem Generalvikar ernannte Koch Domkapitular Michael Bautz. Er hatte das Bistum bislang übergangsweise als Diözesanadministrator geleitet.
An dem Festgottesdienst in der Dresdner Kathedrale nahmen 24 Diözesan- und Weihbischöfe aus Deutschland, Tschechien, Polen und der Ukraine sowie mehrere tausend weitere Gäste aus Kirche, Politik und Gesellschaft teil. Bei der Einführung übergab der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset, die Ernennungsurkunde, die noch der frühere Papst Benedikt XVI. unterzeichnet hatte.
Perisset führte Koch zusammen mit Kochs Amtsvorgänger Joachim Reinelt, der im Februar 2012 nach 24 Amtsjahren aus Altersgründen zurücktrat, zum Bischofsstuhl, der Kathedra. Reinelt überreichte seinem Nachfolger auch seinen Bischofsstab. Eine Bischofsweihe war nicht erforderlich, da Koch sie bereits nach seiner Berufung 2006 zum Kölner Weihbischof erhalten hatte.
Höchste theologische Kompetenz
Im Namen der Deutschen Bischofskonferenz dankte deren Vorsitzender, Erzbischof Robert Zollitsch, dem neuen Bischof. Er bescheinigte ihm "höchste theologische Kompetenz und vielfältige pastorale Erfahrung" unter anderem als Generalsekretär des Weltjugendtags 2005 in Köln.
Kardinal Joachim Meisner überbrachte Grüße und eine Einladung von Papst Franziskus an den neuen Bischof zum Antrittsbesuch in den Vatikan. Der Kölner Erzbischof würdigte Koch als einen seiner wirksamsten Mitarbeiter, den er nun gehen lassen müsse. "Ich tue das gern, weil es nach Sachsen geht", so Meisner. Als Geschenk übergab er Koch ein Gebetbuch, das die Kardinäle zur Papstwahl erhalten hatten.
Kardinal Rainer Maria Woelki sagte, mit Koch sei nun "ein weiterer Export aus dem Rheinland im Osten angekommen". Er wolle sich "mit ihm zusammen in alter Verbundenheit auf den Weg machen", kündigte der Berliner Erzbischof an, der früher ebenfalls Kölner Weihbischof war. Woelki steht als Metropolit an der Spitze der Berliner Kirchenprovinz, der das Bistum Dresden-Meißen angehört.
Vertreter des Bistums brachten Meißner Honig und Wein, sorbische Ostereier, einen Schwibbogen aus dem Erzgebirge und weitere ortstypische Gaben vor den Altar des barocken Gotteshauses. Sie standen für die vielen Regionen des Bistums, das eine tausendjährige Geschichte vorweisen kann. "Welch´ reiche Tradition", staunte Koch in seiner Predigt. Dresdner Kapellknaben und Kathedralchor sowie Sächsische Staatskapelle und Chor des Sorbischen Gymnasiums Bautzen belegten es auch musikalisch.
Vor allem die Sorben im Bistum Dresden-Meißen sind eine Besonderheit unter den 27 deutschen Diözesen. Mädchen in Trachten der slawischsprachigen Minderheit repräsentierten sie, aber auch Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich bekundete seine Zugehörigkeit zu der Volksgruppe. ?Als katholischer Sorbe rufe ich Ihnen zu: Gott schütze Sie, und Gott segne Sie?, sagte der Landeschef in seiner Muttersprache. Delegationen aus Kochs rheinischer Heimat trugen ebenfalls zum bunten Bild der Amtseinführung bei, unter ihnen die historischen Schützenbruderschaften, denen er als Bundespräses vorstand.
"Freut euch allezeit, der Herr ist nahe"
Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) sicherte Koch die Unterstützung der Sächsischen Staatsregierung zu. "Als katholischer Sorbe rufe ich Ihnen zu: Gott schütze Sie, und Gott segne Sie", sagte der Landeschef in der Sprache der slawischen Minderheit. Landesbischof Jochen Bohl überbrachte ein "Herzliches Willkommen" der evangelisch-lutherischen Kirche in Sachsen.
In seiner Predigt hob Koch seinen bischöflichen Wahlspruch "Freut euch allezeit, der Herr ist nahe" hervor. Er rief seine Zuhörer auf, die Liebe Gottes zu den Menschen in sozialem Engagement weiterzugeben, "auch an die Außenseiter der Gesellschaft". Dies gelte ebenfalls für den Weg der Ökumene, den er "bewusst mitgehen und gestalten" wolle, sagte Koch.
Am Willen, in seiner neuen Heimat Wurzeln zu schlagen, ließ Koch keinen Zweifel. Zum Abschluss wandte er sich auch in sorbischer Sprache und in sächsischem Dialekt an seine Zuhörer. In den kommenden Wochen will er sie bei einer Tour durch die Regionen seines Bistums weiter kennenlernen. "Die Sonne scheint", rief Koch beim Auszug aus der überfüllten Kathedrale den zahlreichen Gästen zu, die davor in der Kälte ausgeharrt hatten, "wenn das kein Frühlingsanfang für unser Bistum ist!"
(KNA)