Franz-Josef Overbeck wird neuer Ruhrbischof

Der richtige Mann am richtigen Ort

Franz-Josef Overbeck ist am Sonntag in Essen feierlich in sein Amt als Ruhrbischof eingeführt worden. An dem Gottesdienst im Essener Dom nahmen etwa 900 Menschen teil, darunter rund 30 Bischöfe aus dem In- und Ausland sowie Vertreter aus Politik, Kirchen und Gesellschaft.

 (DR)

Overbeck, der zuvor zwei Jahre Weihbischof in Münster war, folgt auf Felix Genn (59), der im Frühjahr 2009 auf den Bischofsstuhl in Münster gewechselt war. In seiner Predigt sagte er, Dienst des Bischofs sei es, dass alle Menschen Gott finden. Als Ruhrbischof wolle er sich für Solidarität in der Wirtschaft engagieren. Weitere Aufgaben seien die Bereiche Bildung und Familie. Er beklagte das "häufige Scheitern familiärer Strukturen". Zugleich entstünden "alternative Lebensformen, die gerade die katholische Kirche vor Gewissensfragen stellen".  

Overbeck warb für ein Zusammenleben aller Menschen im Ruhrbistum. Das gelte auch für Menschen anderer Religionen und Glaubensüberzeugungen. Der neue Bischof mahnte außerdem mehr Solidarität im Wirtschaftssystem und mehr Ausbildungsmöglichkeiten für Jugendliche an. "Menschen haben ein Recht auf einen verlässlichen Arbeitsplatz, damit wir ein Leben in Freiheit gestalten können", betonte er. Zu viele junge Menschen brächen die Schule ab und blieben ohne Ausbildungsabschluss. Am Ende des Gottesdienstes ernannte er Hans-Werner Thönnes (56) zum Generalvikar; er übte das Amt bereits unter Genn aus.

Zollitsch: Overbeck steht für offene Kirche
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, nannte Overbeck "den richtigen Mann am richtigen Ort". Er stehe für eine offene Kirche, die sich in ethische Fragen einmische und um den Dialog mit anderen Konfessionen, Religionen und Kulturen mühe.

Zu Beginn der Messfeier hatte der Apostolische Nuntius in Deutschland, Erzbischof Jean-Claude Perisset, Overbeck die päpstliche Ernennungsurkunde überreicht. Als Metropolit der Kölner Kirchenprovinz übergab Kardinal Joachim Meisner dem neuen Bischof den Hirtenstab und geleitete ihn zum Bischofsstuhl.

Meisner: Bistum ist keine Bank und kein Konzern
Meisner unterstrich, dass eine Bischofseinführung nicht zu vergleichen sei mit der Übernahme einer Bank oder eines Konzerns durch einen neuen Direktors. "Hier handelt es sich um einen zutiefst geistlichen Vorgang", erklärte der Kölner Erzbischof. Der Bischof sei nicht in erster Linie Chef einer Diözese, sondern "er ist das sakramentales Zeichen, dass die Diözese Essen in lebendiger Kontinuität mit dem apostolischen Anfang verbunden ist und damit mit Christus".

Der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) bezeichnete die Bischofseinführung als "Grund zum Feiern und zur Freude". Rüttgers wünschte Overbeck "Gesundheit, ein festes, frohes Herz und vor allem Gottes Segen", sagte er in seinem Grußwort. Als gemeinsame Aufgaben von Staat und Kirche bezeichnete Rüttgers, den Menschen Sicherheiten zu geben. Der Ministerpräsident ermutigte den neuen Ruhrbischof, sich aktiv in die Gestaltung der Gesellschaft einzumischen.

Unter den Festgästen waren Overbecks Vorgänger Genn und Hubert Luthe sowie Bundestagspräsident Norbert Lammert. Aus dem Ausland war Bischof John Tong Hon aus der Essener Partnerdiözese Hongkong angereist.

Papst Benedikt XVI. hatte Overbeck am 28. Oktober zum vierten Bischof von Essen ernannt. Er ist jüngster Diözesanbischof in Deutschland. In der 1958 gegründeten Diözese, die derzeit rund 900.000 Katholiken zählt, hatte Overbecks Vorgänger Genn wegen sinkender Katholikenzahlen 259 Pfarreien zu 43 Großgemeinden fusioniert.