Fest der Taufe des Herrn im Kölner Dom

"Damit wir nicht sein Wort verbiegen"

Am Fest der Taufe des Herrn hat der Kölner Weihbischof Manfred Melzer an die Kirche als "Kirche Gottes" erinnert. Er alleine stehe im Mittelpunkt - auch in dem des Lesungswortes des Propheten Jesaja, so Melzer in seiner Predigt.

 (DR)

Gott, der bei Jesaja den Knecht ankündige, der das "geknickte Rohr nicht zerbricht", verdiene unser Vertrauen, "auch noch nach 2000 Jahren", so Melzer", nach Jahren, in denen auch "die Sünde mitten in der Kirchen Gegenwart" gewesen sei.

Als Beispiel in der heutigen Zeit für "das geknickte Rohr" nannte der Weihbischof das zerstörte Vertrauen der Menschen, die zur Zeit der DDR und des Stasi-Regimes von ihnen Vertrauen bespitzelt worden seien. Ihm selber sei dies widerfahren. Gleichgültig habe ihn das nicht gelassen. Umso wichtiger sei es, der Botschaft Gottes zu folgen.

"Damit wir nicht den demütigen, der am Ende ist und der unsere Hilfe bedarf. Damit wir nicht sein Wort verbiegen. Wir selbst brauchen auch der Hilfe und des Gebets."

Fest der Taufe des Herrn
Taufe, sagt Paulus im 6. Kapitel seines Briefes nach Rom, das ist wie Hineingenommenwerden in den Tod Christi. Christus aber ist nicht im Tod geblieben. Gott hat ihn auferweckt. Darum, so Paulus, wenn wir ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein (Röm 6, 5). Mit dem Fest der Taufe des Herrn ist auch unsere eigene Taufe gegenwärtig. Mit dem Fest der Taufe des Herrn sind gegenwärtig Tod und Auferstehung, also überwundener Tod; Elend und Trost, also überwundenes Elend; Gefangenschaft und Befreiung, die aus Gefangenschaft führt; Verderben und Heil, das die Wunden dieser Welt versorgt.
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Lesung aus dem Buch Jesaja 42, 5a.1-4.6-7
So spricht Gott, der Herr: Seht, das ist mein Knecht, den ich stütze; das ist mein Erwählter, an ihm finde ich Gefallen. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt, er bringt den Völkern das Recht. Er schreit nicht und lärmt nicht und lässt seine Stimme nicht auf der Straße erschallen. Das geknickte Rohr zerbricht er nicht, und den glimmenden Docht löscht er nicht aus; ja, er bringt wirklich das Recht. Er wird nicht müde und bricht nicht zusammen, bis er auf der Erde das Recht begründet hat. Auf sein Gesetz warten die Inseln.

Lesung aus dem Buch Jesaja 40,1-5.9-11
Tröstet, tröstet mein Volk, spricht euer Gott. Redet Jerusalem zu Herzen und verkündet der Stadt, daß ihr Frondienst zu Ende geht, daß ihre Schuld beglichen ist; denn sie hat die volle Strafe erlitten von der Hand des Herrn für all ihre Sünden. Eine Stimme ruft: Bahnt für den Herrn einen Weg durch die Wüste! Baut in der Steppe eine ebene Straße für unseren Gott! Jedes Tal soll sich heben, jeder Berg und Hügel sich senken. Was krumm ist, soll gerade werden, und was hüglig ist, werde eben. Dann offenbart sich die Herrlichkeit des Herrn, alle Sterblichen werden sie sehen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen. Steig auf einen hohen Berg, Zion, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme mit Macht, Jerusalem, du Botin der Freude! Erheb deine Stimme, fürchte dich nicht! Sag den Städten in Juda: Seht, da ist euer Gott. Seht, Gott, der Herr, kommt mit Macht, er herrscht mit starkem Arm. Seht, er bringt seinen Siegespreis mit: Alle, die er gewonnen hat, gehen vor ihm her. Wie ein Hirt führt er seine Herde zur Weide, er sammelt sie mit starker Hand. Die Lämmer trägt er auf dem Arm, die Mutterschafe führt er behutsam.

Evangelium
Mit deutlichen Worten und deutlichen Zeichen bereitet Johannes die Menschen vor: auf eine andere Zeit, ein anderes Kommen, auf „den Starken Israels", auf die Gegenwart Gottes. Lukas erkennt in Johannes jene Stimme, die im Buch des Propheten Jesaja darauf drängt, dem Herrn den Weg zu bereiten. Höchste Zeit ist es ja. Hat doch der Evangelist in seinen vorausgehenden Kapiteln, in der Verkündigung an Zacharias, an Maria, in der Weihnachtsgeschichte, in den Erzählungen von Jesu Besuchen im  Hause Gottes, im Tempel, die Begegnung mit Gottes Wirken in und an dieser Welt eindrucksvoll beschrieben. Doch wie in den Gotteserscheinungen bei den Müttern und Vätern Israels, bei Mose und den Propheten, sind Nähe und Verborgenheit Gottes eigentümlich verschränkt. So lässt Jesus sich taufen, unauffällig, zusammen mit all den anderen, einer unter vielen, solidarisch im Zeichen der Buße und im Gebet. Darüber öffnet sich der Himmel, wird durchlässig für Stimme und Geist, für Gottes Wirken und Wehen, für seine Gegenwart und Ewigkeit. Der Himmel ist offen zur Bestätigung und Berufung des Sohns, für verheißene und geschehene Rettung - so wie die Taube bei Noah die schon erreichte Rettung verkündet.
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Aus dem heiligen Evangelium nach Lukas 3, 15-16.21-22
In jener Zeit war das Volk voll Erwartung, und alle überlegten im stillen, ob Johannes nicht vielleicht selbst der Messias sei. Doch Johannes gab ihnen allen zur Antwort: Ich taufe euch nur mit Wasser. Es kommt aber einer, der stärker ist als ich, und ich bin es nicht wert, ihm die Schuhe aufzuschnüren. Er wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen. Zusammen mit dem ganzen Volk ließ auch Jesus sich taufen. Und während er betete, öffnete sich der Himmel, und der Heilige Geist kam sichtbar in Gestalt einer Taube auf ihn herab, und eine Stimme aus dem Himmel sprach: Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Gefallen gefunden.

(Quelle: Messbuch 2010, Butzon & Bercker Verlag)