Dr. Rainer Maria Woelki ist neuer Erzbischof von Berlin

Vom Rhein an die Spree

Mit einem Pontifikalamt ist der neue Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki am Samstag in sein Amt eingeführt worden. Der 55-jährige bisherige Kölner Weihbischof war Anfang Juli von Papst Benedikt XVI. zum Nachfolger des verstorbenen Kardinals Georg Sterzinsky ernannt worden.

 (DR)

Das Erzbistum Berlin hat wieder einen Erzbischof. Zur Einführung Dr. Rainer Maria Woelkis kamen rund 50 hochrangige Vertreter aus Kirche und Politik, unter ihnen der Vorsitzende der Europäischen Bischofskonferenz, Kardinal Peter Erdö (Esztergom-Budapest), und Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse (SPD). Die musikalische Leitung hatte Domkapellmeister Harald Schmitt. Viele Gläubige verfolgten die Messe auf einer Großleinwand vor der Kathedrale. domradio.de übertrug im Internet live in Bild und Ton. Dabei kam es durch die enorm große Nachfrage zeitweilig zu Serverausfällen, wir bitten dies zu entschuldigen. Das gesamte Pontifikalamt, sowie alle Ansprachen, die Predigt und die Grußworte werden im Laufe des Wochenendes sukzessive auf der Internetseite als Audio und Video abrufbar sein.



Der Apostolische Nuntius, Erzbischof Jean-Claude Perisset, überreichte Woelki die Ernennungsurkunde von Papst Benedikt XVI. Unter dem Applaus der Gläubigen dankte er Weihbischof Matthias Heinrich für die Leitung des Erzbistums bis zum Amtsantritt des neuen Erzbischofs. Heinrich habe sich im Erzbistum in der Übergangszeit "mit großem Einfühlungsvermögen der komplexen Situation gestellt".--


Heinrich hieß Woelki im Namen des Erzbistums "mit großer Freude und Dankbarkeit" willkommen. Der neue Erzbischof werde hier "kämpferischer Gottesvergessenheit", aber auch tiefem Glauben begegnen. Als Begrüßungsgeschenk erhielt Woelki einen Bischofsring mit den ursprünglichen Bistümern des Erzbistums Berlin: Brandenburg, Havelberg, Kammin und Lebus.



Woelki wurde im Anschluss an seine zeremonielle Ernennung von Amtsbrüdern umarmt. Damit bezeugten sie dem katholischen Ritus zufolge "die Gemeinschaft des neuen Bischofs von Berlin mit dem Bischofskollegium der Weltkirche". Dompropst Stefan Dybowski bekundete für Priester, Diakone, Stände, Orden und einzelne katholische Glaubensgruppen des Erzbistums die Treue gegenüber dem neuen Erzbischof. Vertreter dieser Gruppen bekundeten persönlich durch Händedruck ihre Verbundenheit mit Woelki.



Dank an den verstorbenen Vorgänger

In seiner Predigt rief Woelki die Christen auf, sich nicht entmutigen zu lassen, auch wenn nur jeder dritte Berliner einer Kirche angehöre. Zudem würdigte er die Glaubenstreue der vielen Christen in Zeit der DDR. Sie seien bereit gewesen, "beruflich und privat Nachteile in Kauf zu nehmen". Woelki erinnerte an seine Amtsvorgänger, vor allem Kardinal Sterzinsky. In seinem Engagement für Flüchtlinge, Familien und den Religionsunterricht sei Sterzinsky für viele zu einer Hoffnung geworden.



Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, bescheinigte Woelki Ideenreichtum und eine herzliche Art, auf Menschen zuzugehen. "Wer zum Erzbischof des Hauptstadtbistums berufen wird, der kann gar nicht anders, als mitten in der Welt zu stehen", betonte Zollitsch. Er bezog sich damit auf dessen bischöflichen Wahlspruch "Wir sind Zeugen". Der Kölner Kardinal Joachim Meisner rief Woelki auf, "schnell ein wirklicher und redlicher Berliner zu werden".



Wichtiger Beitrag der Kirchen

Die Berliner Bürgermeisterin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hieß Woelki im Namen des Senats willkommen. Sie lud ihn ein, sich in den gesellschaftlichen Debatten zu Wort zu melden, "auch wenn wir nicht immer übereinstimmen". Der Beitrag der Kirchen auch durch ihre Bildungs- und Sozialeinrichtungen sei "wertvoll und unverzichtbar", so die Stadtentwicklungssenatorin.



Bischof Markus Dröge lud Woelki in Namen der evangelischen Landeskirche zum gemeinsamen Zeugnis ein. Zwar hätten die Kirchen unterschiedliche Profile und Auffassungen in der Lebensgestaltung. "Doch gerade diese Vielfalt des ökumenischen Zeugnisses macht das Christsein hier in Berlin interessant und attraktiv", betonte Dröge. Woelkis Wahlspruch "Wir sind Zeugen" sei ein sehr guter Türöffner für die Begegnung untereinander, weil er das "Wir" betone. "Wir Christen sind gemeinsam Zeugen in dieser Stadt und darüber hinaus", so Dröge weiter. Der griechisch-orthodoxe Archimandrit Emmanuel Sfiatkos hob das "fast schon familiäre Miteinander" der Kirchen in Berlin hervor.



Zur Amtseinführung war auch der Kölner Erzbischof Kardinal Joachim Meisner mit einer Delegation aus seiner Diözese an die Spree gereist. Neben 30 Dom-Messdienern waren Weihbischöfe des Erzbistums, der Generalvikar, der Dompropst und Geistliche aus Woelkis Pastoralbezirk vertreten. In seinem Grußwort sicherte Meisner Woelki die Unterstützung des Erzbistums Köln zu. Er solle schnell "ein wirklicher und redlicher Berliner" werden, sagte Meisner, der vor seinem Wechsel ins Erzbistum Köln selbst Berliner Bischof war . Er sagte, Woelki müsse in seinem neuen Amt auch mit "wohlmeinender und übelwollender Kritik" rechnen. Er wünsche ihm die Treue der Priester und das Gebet der Gläubigen im Erzbistum.




Mehr zum Thema