Pontifikalamt am Zweiten Sonntag der Osterzeit im Kölner Dom

Das Unsichtbare als Realität

Am Zweiten Sonntag der Osterzeit, auch Weißer Sonntag genannt, deutet Weihbischof Schwaderlapp die Zweifel des Apostels Thomas als einen Kampf um den Leib des Herrn. Die Begegnung mit Christus sei immer das Entscheidende.

Kölner Dom / © Ochlast (DR)
Kölner Dom / © Ochlast ( DR )

Weihbischof Dominikus Schwaderlapp beginnt mit seine Predigt am Zweiten Sonntag der Osterzeit mit den Worten des Apostels Thomas und macht deutlich, dass der Glaube sich in der Begegnung mit Christus ereignet.

Die Zweifel des Thomas

Thomas zweifelt an der Auferstehung Jesu: "Wenn ich nicht die Male der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in die Male der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht." (Joh 20,25).

Er wurde für seine Aussage getadelt. Doch nach Meinung von Weihbischof Schwaderlapp treffe sie "ins Schwarze", denn er nenne die Kriterien, die die Realität der Auferstehung deutlich machen.

Der Leib des Herrn, der Leib der Kirche und der Leib des Menschen

"Wenn es sich um einen berührbaren, sichtbaren Leib handele, wenn er gekreuzigt, gestorben und begraben ist, dann ist Auferstehung gegeben", sagt der Weihbischof im Kölner Dom. Der Leib mache so das Unsichtbare sichtbar, "das, was wir heute menschlich und geistlich nennen". Der Apostel habe gerungen und gekämpft, allein die Begegnung mit Christus habe diesen Kampf gelöst.

Auch heute sei der Kampf um den Leib real – für Weihbischof Schwaderlapp zeigt er sich in drei Facetten: der Kampf um den Leib des Herrn, um den Leib der Kirche und um den Leib des Menschen.

Die Skandalbotschaft des Christentums schlechthin sei der Satz "Das Wort ist Fleisch geworden". Schon vor mehr als 2000 Jahren konnte man nicht glauben, dass Gott als reiner Geist und Schöpfer sich mit dem "erdhaften Menschen" gleich macht und Mensch wurde. "Wenn wir an Gott als wahren Gott und wahren Menschen glauben, dann ist er Realität", so Schwaderlapp.

Die Liturgie: mehr als Verpackung

Genau das sei die Sendung der Kirche – oder so wie es im Zweiten Vatikanischen Konzil heißt, die Kirche ist Christus ähnlich, im Sichtbaren und Unsichtbaren. Dominikus Schwaderlapp vergleicht es mit dem Dienst des Priesters, der durch sein "sichtbares" Leben und Wirken, Christus – und damit das Unsichtbare – deutlich mache. Gerade aus dem Verständis heraus ist jeder Missbrauch eines Priesters schlimmer als anderswo, meint Weihbischof Schwaderlapp. Ebenso sei die Liturgie nicht nur eine Verpackung, "hier geschieht Realität" trotz aller Symbolik.

Allein alle ethischen Diskussionen machen den Kampf um den Leib des Menschen deutlich. "Der Leib ist von göttlicher Würde und Instrument unserer Seele" betont Schwaderlapp. Ein freundliches Anlachen sei also Ausdruck der Nächstenliebe, der Austauch von Zärtlichkeiten in einer Ehe sei Liebe, die sich verwirklicht. Werde die Sexualität vom Leib abgekoppelt, wird der Leib banal und entspreche nicht mehr der Würde, die dem Menschen geschenkt wurde.

Die Bedeutung des Osterfestes macht Weihbischof Schwaderlapp abschließend deutlich: "Der Leib ist der Ausweis dessen, dass die Erlösung Wirklichkeit ist".

DOMRADIO.DE übertrug am Zweiten Sonntag der Osterzeit das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom. Als Kantor sang Domkapellmeister Eberhard Metternich. An der Orgel spielte Ulrich Brüggemann.