Christen weltweit feiern den Palmsonntag

Das "große Portal" zu Beginn der Karwoche

Mit der Weihe von Oliven- und Palmzweigen sowie einer Prozession hat Papst Benedikt XVI. am Sonntag die Feierlichkeiten zur Kar- und Osterwoche eröffnet. domradio.de übertrug das Pontifikalamt aus dem Kölner Dom mit Kardinal Meisner live.

 (DR)

Vor Beginn der Messe in Rom segnete der Papst in einer kurzen Zeremonie am Obelisken des Petersplatzes die Palmzweige. Anschließend zog er mit Kardinälen, Bischöfen und zahlreichen Jugendlichen in einer Prozession zum Altar vor der Eingangsfassade der Vatikan-Basilika. Das 84-jährige Kirchenoberhaupt benutzte dabei einen Jeep.



Der Palmsonntag erinnert an den triumphalen Einzug Jesu in Jerusalem vor seiner Kreuzigung. Seit 27 Jahren wird der Sonntag vor Ostern auch als Weltjugendtag begangen. In diesem Jahr sind dazu keine internationale Veranstaltung sondern nur Initiativen auf Ebene der Ortskirchen vorgesehen.



Der Palmsonntag sei das "große Portal" zu Beginn der Karwoche, in der Jesus dem "Höhepunkt seines Erdenlebens" entgegengehe, betonte der Papst in seiner Predigt. Die Menschen, die Jesus beim Einzug in Jerusalem "Hosanna" zugerufen hätten, hätten wenige Tage später seine Kreuzigung gefordert. Selbst seine Jünger seien zunächst enttäuscht gewesen über die Art, mit der sich Jesus als Messias und König Israels gezeigt habe. Anstelle des Throns habe er das Kreuz gewählt. Die Nachfolge Christi bedeute daher nicht nur ein einfaches irdisches Glück, sondern das "Glück des Himmels, die Seligkeit Gottes", unterstrich der Papst. Der Palmsonntag stelle damit an jeden Christen die Frage, welche Vorstellung er vom Messias und von Gott habe.



Höhepunkt der kommenden Karwoche sind am Gründonnerstag der Abendsmahlsgottesdienst des Papstes in der Lateran-Basilika, der Kreuzweg zu Karfreitag am römischen Kolosseum und die Feier der Osternacht am Abend des Karsamstag im Petersdom. Am Ostersonntag wird das Kirchenoberhaupt nach der Festmesse auf dem Petersplatz den Segen "Urbi et orbi" spenden.



Palmsonntag in Deutschland

Mit Gottesdiensten und Prozessionen haben auch in ganz Deutschland Katholiken am Palmsonntag den Beginn der Karwoche gefeiert. Mit geschmückten Buschen aus Palmkätzchenzweigen zogen sie durch die Straßen zu ihren Kirchen. In den Messen wurde die Passionsgeschichte aus dem Markusevangelium vorgetragen. Mancherorts kam der traditionelle Palmesel zum Einsatz. Dabei erinnert eine hölzerne Figur oder ein echtes Grautier an den Einzug Jesu in Jerusalem. Die Heilige Woche mit der Feier von Leiden, Tod und Auferstehung Jesu ist der Höhepunkt im christlichen Festkalender.



Der Münchner Kardinal Reinhard Marx sagte in seiner Predigt, mit seiner Offenbarung eröffne Gott einen Kommunikationsprozess. Sie bestehe weniger in einer Belehrung oder moralischen Vorschriften. Vielmehr erzähle Gott in der Geschichte Jesu von Nazareth, "wer er ist", und lade die Menschen dazu ein, persönlich zu antworten. Dadurch, dass Jesus das Leiden annehme, werde alles verwandelt, erklärte der Kardinal. Damit verbunden sei die Zusage an die Menschen, dass Jesus auch ihr Sterben und ihren Tod in Leben verwandeln könne.



Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick unterstrich den universalen Friedenswillen Jesu. Dieser habe sich lieber kreuzigen lassen als mit Gewalt und Terror oder durch Volksaufstände das Reich Gottes in die Welt zu bringen. Daher seien Christen im Engagement für ihre Rechte sowie Gerechtigkeit für alle zur Gewaltlosigkeit verpflichtet. Der Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann rief die Gläubigen dazu auf, Jesu Gehorsam gegenüber dem Willen Gottes als persönlichen Maßstab im Leben zu nehmen. Zugleich räumte er ein:  "Das ist wahrhaft leichter gesagt als getan."