Christen dürfen sich laut Kardinal Meisner keinen "Maulkorb vorbinden" lassen: "Religion ist keine Privatsache"

"Farbe bekennen! Flagge zeigen! Die Stirn bieten!"

Das Hochfest "Erscheinung des Herrn" ist im Kölner Dom mit einem feierlichen Pontifikalamt begangen worden. Mit dem volkstümlich als Dreikönigstag bekannten Hochfest erinnerte der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner an die drei Weisen aus dem Morgenland, die Matthäus zufolge aus dem fernen Osten kamen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Meisner betonte in seiner Predigt, Bethlehem sei der Beginn christlicher Universalität.

Hochfest der Erscheinung des Herrn: Ein Höhepunkt im Kirchenjahr / © Boecker
Hochfest der Erscheinung des Herrn: Ein Höhepunkt im Kirchenjahr / © Boecker

Der Kölner Kardinal forderte alle Christen dazu auf, ihren Glauben mutig zu verkünden, der Apostel Paulus sage uns ausdrücklich: "Mit dem Herzen glaubt man, aber mit dem Munde bekennt man", so Meisner. Wer sich in Sachen Religion einen Maulkorb vorbinden lasse, der zerstöre seinen eigenen Glauben: "Wer nach dem Sonntag am Montag mit Beginn der Werkwoche über seinen Glauben eine Tarnkappe zieht, der zerstört die Substanz seines eigenen Glaubens. Wer seinen Mantel immer nach dem Winde hängt, verdirbt seine Glaubensüberzeugung. Wer sich wie ein Chamäleon den gängigen Meinungen anpasst, verliert seine Glaubensüberzeugung. Die Tarnkappe und die Wetterfahne stammen nicht aus dem Arsenal des Neuen Testamentes, und das Chamäleon ist eigentlich kein christliches Wappentier. Die Güte und Menschenfreundlichkeit Gottes ist sichtbar in Jesus Christus erschienen, zu dem die Völker wallfahren. Darum ist auch uns ins Stammbuch geschrieben: "Farbe bekennen! Flagge zeigen! Die Stirn bieten!"



Die innere Glaubenshaltung muss sich nach außen verleiblichen können. Nur so bleibt unser Glaube gesund und vital, und ist er imstande, die Welt positiv zu verändern", sagte der Kölner Erzbischof in der voll besetzten Domkirche. Darum teffe es uns alle so tief, wenn Christen in Teilen der Welt verfolgt oder gar getötet werden.



Meisner betonte zugleich Aufgabe und Anspruch der katholischen Kirche, allen Menschen auf Erden zu dienen. Gottes Kirche sei keine Kirche des Ghettos, sondern der Welt. "Sie hat ihr Haupt zu erheben und sein Wort zu verkünden, sei es gelegen oder ungelegen", sagte der Kardinal.



Das Hochfest "Erscheinung des Herrn"

Das Hochfest "Erscheinung des Herrn" heißt bei uns volkstümlich "Dreikönigstag". Die Weisen, die Matthäus zufolge aus dem fernen Osten kamen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen, sind in Legende und bildender Kunst des Mittelalters zu Königen geworden. Jesajas großes Gemälde von einer Wallfahrt der fremden Völker und ihrer Herrscher nach Jerusalem stand hier Pate. Dreikönigstag, das bedeutet: Menschen überlassen sich der Führung eines unbekannten Gottes, des Gottes eines weltgeschichtlich auf den ersten Blick unbedeutenden Volkes, des Volkes Israel. Menschen verlassen das Gebiet, auf dem sie sich auskennen und das Sagen haben. Sie brennen darauf, einen weiten und unwägbaren Weg zu gehen, denn in der Dunkelheit sehen sie einen strahlenden Glanz: Sie haben Augen für die Zeichensprache Gottes.