Bischöfe gehen erneut auf Missbrauch ein

Feier der Osternacht

Die Christen haben in der Osternacht die Auferstehung Jesu gefeiert, das Fundament des christlichen Glaubens. In den Feiern wurden Feuer entfacht, an denen die Osterkerze, ein Sinnbild für den auferstandenen Christus, entzündet wurde. Wie schon an Karfreitag gingen viele Bischöfe in ihren Predigten auch auf die Missbrauchs-Debatte ein.

 (DR)

Der Kölner Erzbischof Joachim Kardinal Meisner erinnerte in seiner Predigt daran, dass die Gläubigen und die Kirche gerade jetzt in Zeiten, in denen sie aufgrund der Missbräuche "unter einer dunklen Wolke leben, den Friedensgruß und die Friedensgabe des auferstandenen Herrn annehmen
und aus ihnen leben" müssten.

Marx: Verantwortungslosigkeit vieler einzelner Schuld an Krisen
Die Wurzeln der Krisen von Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft liegen nach Ansicht des Münchner Erzbischofs Reinhard Marx in der Verantwortungslosigkeit vieler Einzelner. Jeder Mensch habe eine eigene Würde und Verantwortung, betonte Marx in seiner Osterpredigt am Samstagabend im Münchner Liebfrauendom. Er sei aber zugleich eingebunden in das Ganze. Wo ein Akzent zu stark hervorgehoben werde und der Mitmensch nicht ausreichend im Blick bleibe, ergäben sich schwere Störungen. Dies gelte für die Gesellschaft, aber auch für die Kirche.

"Eine freie Gesellschaft - und das will die Demokratie ja sein - kann nur zukunftsfähig werden, wenn viele Einzelne auch Verantwortung übernehmen", sagte der Erzbischof. Sie müssten sogar mehr tun, als nur die Gesetze befolgen. Welche Krisen ein verantwortungsloses Verhalten hervorrufen könne, sei in den vergangenen Jahren in der Wirtschaft offensichtlich geworden. Dies gelte aber auch für das Volk Gottes, unterstrich Marx mit Blick auf den Missbrauchsskandal, der derzeit die katholische Kirche erschüttert.

Der Erzbischof erinnerte an ein Bild aus dem ersten Brief des Apostels Paulus an die Korinther, wonach ein wenig Sauerteig den ganzen Teig durchsäuere. Dies treffe auf Gutes und Böses zu. "Welche Folgen eine falsche Durchsäuerung hat, haben wir als Kirche in den letzten Wochen deutlich gespürt." Deshalb gelte: "Schafft den alten Sauerteig weg, damit ihr neuer Teig seid", forderte Marx.

Voraussetzung dafür sei eine Erneuerung der Kirche. Die Gemeinschaft der Kirche könne den Osterglauben nur überzeugend leben, wenn viele in ihr "und an erster Stelle die Amtsträger in der Kirche" aus einer persönlichen Begegnung und Erfahrung heraus neu sagen: "Herr, erwecke deine Kirche und fange bei mir an!"

Overbeck: Missbrauchsopfern Leben in Würde ermöglichen
Der Essener Bischof Franz-Josef Overbeck hat in der Osternacht jede Form des Missbrauchs von Macht und Vertrauen als "Sünde und Todsünde" verurteilt. In seiner Predigt am Samstagabend im Essener Dom rief er zugleich die Christen auf, zu ihrem Glauben zu stehen. Ihnen komme die Aufgabe zu, "für alle Opfer von jeder Form von Missbrauch das nur Menschenmögliche zu tun, damit sie in Würde leben können". Die Betroffenen könnten so "eine Ahnung von jenem Gott und von jenen Menschen erhalten, die um Gottes Willen das Gute tun".

Overbeck forderte auch ein verantwortliches Handeln der gesellschaftlichen Kräfte im Ruhrgebiet. Viele Menschen hier seien von Arbeitslosigkeit und Armut bedroht. Gerade in Strukturentscheidungen sei es deshalb wichtig, sich den großen Themen wie Generationengerechtigkeit, Sensibilität für die Schöpfung und Würde des Menschen zu stellen. "Überall wo die Nächte der Sünde, die Abkehr von Gott, wo Missbrauch und Gewalt regieren", sollten Christen als Zeugen des christlichen Glaubens wirken.

Mit Blick auf menschliches Leiden, Sterben und Tod rief Overebeck die Verantwortlichen in der Medizin dazu auf, die "Grenzen des Machbaren" zu akzeptieren. "Wir brauchen nicht alles in der Hand zu haben, wir dürfen lassen." Dies müsse die Ethik der Handelnden bestimmen, so Overbeck.

Mussinghoff: Missbrauchsfälle "schreckliche Verbrechen"
Der Aachener Bischof Heinrich Mussinghoff hat in der Osternacht die Missbrauchstaten von Geistlichen an Kindern als "schreckliche Verbrechen" verurteilt. In seiner Predigt am Samstagabend im Aachenr Dom bat er "um Verzeihung für das, was Priester unseres Bistums an schwerem Schaden und seelischem Leid Kindern und Familien angetan haben". Die Kirche werde für vollständige Aufklärung sorgen und die Täter bestrafen. Schuldig gewordene Geistliche würden nicht mehr in Gemeinden eingesetzt, versprach der Bischof.

Die Kirche arbeite mit den zuständigen Behörden zusammen, erläuterte Mussinghoff. Zudem kümmere sie sich um die Opfer und biete ihnen menschliche, therapeutische und pastorale Hilfe an. "Ich bitte alle um der Liebe Christi willen, Wege der Versöhnung zu gehen, Wunden zu verbinden und das helfende und heilende Wort Jesu zu hören", so Mussinghoff.

Der Bischof erinnerte auch an die Kriege auf der Welt, insbesondere an die Auseinandersetzungen im Heiligen Land, sowie an Armut und Arbeitslosigkeit hierzulande. Gut und Böse werde es immer geben auf der Welt. Die Osterbotschaft aber solle verdeutlichen, "dass der Ausgang dieses Ringens zwischen Licht und Finsternis nicht unbestimmt ist". Das Gute werde immer und endgültig stärker sein als das Böse.