Kapitelsamt im Kölner Dom

Achtundzwanzigster Sonntag im Jahreskreis

DOMRADIO.DE übertrug am achtundzwanzigsten Sonntag im Jahreskreis das Kapitelsamt aus dem Kölner Dom mit Generalvikar Markus Hofmann. Es sang die Domkantorei Köln unter der Leitung von Winfried Krane. An der Orgel: Ulrich Brüggemann

Kölner Dom / © Ochlast (DR)
Kölner Dom / © Ochlast ( DR )

In seiner Predigt ging Generalvikar Markus Hofmann auf die Frage ein: Was muss ich tun, um das ewige Leben zu gewinnen?

Die Antwort lieferten die sieben neuen Heiligen, die an diesem Sonntag von Papst Franziskus heiliggesprochen wurden, darunter Papst Paul VI., Oscar Romero und Schwester Katharina Kasper. Letztere war Gründern der "Dernbacher Schwestern", die überall da zum Einsatz kämen, "wo Menschen Hilfe brauchen" - in Kindergärten, Schulen und Krankenhäusern. Sie zeigten: Auch heute ist es möglich, Jesus nachzufolgen und alles zu verlassen. "Anders als Katharina Kasper, aber nicht weniger entschieden" habe Oscar Romero "sein Leben gegeben, um den Menschen in Not und Armut zu dienen." Papst Paul VI wiederum habe die kirchliche Soziallehre angestoßen. Die drei neuen Heiligen zeigten uns, dass der innere Reichtum wertvoller sei als jeder irdische Besitz. Generalvikar Hofmann zitierte Kardinal Höffner: Entscheidend sei nicht, wie lange ich lebe, sondern ob ich ein guter Mensch war. Das wichtigste Ziel sei das ewige Leben "alles andere hat dem zu dienen".

 

Auslegung zum Sonntagsevangelium von Klemens Stock

Die einladende Aufforderung Jesu wird von dem Mann nicht als Frohe Botschaft erlebt. Er möchte an seinem Besitz festhalten und er möchte Jesus folgen. Dass er wählen soll, dass er nicht beides zugleich haben kann, das schmerzt ihn und macht ihn traurig. Das radikal Neue im Nachfolgeruf Jesu besteht nicht darin, dass er zum Verzicht auffordert, sondern dass er eine neue Bindung ermöglicht, einen neuen Lebensinhalt gibt. Die Bindung an die irdischen Güter jeglicher Art ist ihrer Natur nach vorübergehend, nicht ewig. Wir haben sie nicht mitgebracht und wir können sie auch nicht mitnehmen. Jesus fordert auf zur freiwilligen Lösung, nicht damit wir mit leeren Händen dastehen, sondern damit wir frei und fähig werden, uns an ihn zu binden. Jesus erhebt den Anspruch: Bindung an mich ist Bindung an das Ewige; Leben mit mir ist Beginn des ewigen Lebens. In seiner Trauer erlebt der Mann nur, wovon er sich trennen soll, erfasst aber nicht, was ihm stattdessen möglich gemacht wird.

Jesus zeigt in seiner Antwort an Petrus, welches Leben in der Bindung an seine Person möglich wird (10, 28–30). Wer aus den exklusiven Bindungen an den eigenen Besitz und an die eigene Familie     heraustritt, dem tut sich mit der Bindung an Jesus ein weiter Horizont von Beziehungen auf. Er tritt in die Familie derer ein, die sich an Jesus gebunden haben, und er findet mit ihnen seinen Besitz und seine Verwandten. So gewinnt er ein neues und reiches Leben. Zugleich ist er auf dem sicheren Weg zum ewigen Leben. Auch dieses wird ihm in der Gemeinschaft mit Jesus und in seiner Familie zuteil. Die Bindung an Jesus wird durch den Tod nicht zerstört. Sie ist unvergänglich und ermöglicht das ewige Leben.

Die Antwort Jesu enthält die ganze Frohe Botschaft. Sie zeigt, wie durch seine Person ein völlig neues Leben möglich wird, ein Leben von unzerstörbarem Wert. Jesus macht aber auch deutlich, wie dieses Leben nur im Glauben ergriffen werden kann, in der unbedingten und vertrauensvollen Bindung an seine Person.

Aus: Magnificat. Das Stundenbuch. Oktober 2018


Kölner Domkantorei / © Boecker
Kölner Domkantorei / © Boecker