Glockenklänge im Weihnachtsfestkreis

Basilika St. Gereon - "zur Vermehrung der Zierde"

In der Barockzeit wurde die Innenausstattung der Basilika St. Gereon erneuert. Als Abschluss sollte auch das Geläut komplett neu gegossen werden. Drei der Glocken von 1779 sind heute noch erhalten.

Basilika St. Gereon in Köln / © Alex Foxius (Erzbistum Köln)

Unter den Kölner Kirchen nahm das Gereonstift schon immer eine Sonderrolle ein. Es beanspruchte auch über die Mauern der Stadt hinaus nach dem Hohen Domstift den zweiten Rang in der Hierarchie. Unter seinen Mitgliedern waren hohe Adlige und ab dem 18. Jahrhundert einflussreiche Vertreter des Bürgertums. Durch den Einfluss bayerischer Erzbischöfe auf dem Kölner Stuhl wurde das Leben im Gereonstift stark vom barocken Denken geprägt, was in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts zu einer barocken Umgestaltung der Inneneinrichtung der Kirche führte. Als Krönung sollte die Kirche dann 1779 "zur Vermehrung der Zierde" ein neues Glockengeläut erhalten, für das man den wallonischen Gießer Martin Legros aus Malmedy gewinnen konnte. Das alte Geläut war jedoch weder durch Brand vernichtet oder auf andere Weise schadhaft geworden, was sonst häufig Gründe für neue Glockengüsse sind. Diese bewusste Neugestaltung der altehrwürdigen Stiftskirche war ebenso ein Ausdruck des Selbstbewusstseins wie die Wahl des Glockengießers. Denn Martin Legros war kein ursprünglich Kölner Gießer. Er kam aus Malmedy und war im Rheinland schon mehrfach durch spektakuläre Neugüsse in Bonn und Neuss aufgefallen, bevor er nach Köln kam. Die Kölner Gießer, deren Handwerk sich zu dem Zeitpunkt im Niedergang befand, waren alles andere als erfreut über den fähigen Neuling, der ihnen die Aufträge wegnahm. Erst die Annahme des Kölner Bürgerrechts 1771 entspannte die Situation ein wenig, so dass Martin Legros Mitglied der Glockengießerzunft wurde, was ihn zur Annahme von Aufträgen in der Stadt berechtigte. Als Legros 1779 den Auftrag für das neue Geläut von St. Gereon erhielt, war er bereits 65 Jahre alt. Es ist sein letztes Werk für Köln und das Rheinland. Denn danach ging er zurück in seine Heimatstadt Malmedy, wo er fünf Jahre später starb. Ursprünglich sollte die Stiftskirche vier große Glocken erhalten. Doch kurz nach dem Guss beschloss das Kapitel, eine fünfte Glocke hinzufügen zu lassen. Der Grund dafür ist sicherlich nicht nur der gewesen, dass das Vorgängergeläut auch fünfstimmig war. Keine andere der konkurrierenden Kölner Stiftskirchen hatte zu dem Zeitpunkt ein solches Fünfergeläut. Im Zweiten Weltkrieg wurde das komplette Geläut von der Ablieferung für die Rüstungsindustrie befreit. Doch der Bombenkrieg zerstörte den südlichen der beiden Chortürme und somit die beiden großen Glocken. Sie wurden 1961 von der Gießerei Mabilon in Saarburg ersetzt und fügen sich klanglich nahtlos an den Altbestand an. Vor einigen Jahren erhielt der Nordturm einen weiteren Zuwachs durch die Albanusglocke. Diese stammt aus dem Jahr 1507 und hing ursprünglich in der gleichnamigen Kirche in der Altstadt neben dem Gürzenich. Weil der Bau des Glockenturms für die neue Albankirche am Stadtgarten bislang ausgeblieben ist, kam sie zunächst in die Bruder Klaus-Kirche nach Mülheim und nachdem man dort ein neues Geläut angeschafft hatte, gelangte sie schließlich nach St. Gereon, wo sie die Klangkrone des nunmehr sechsstimmigen Geläuts bildet.