Gedanken zum Advent

Bischof Heinz Josef Algermissen (Bistum Fulda)

Auch 2012 haben deutsche Kardinäle, Bischöfe und Weihbischöfe für domradio.de ihre Gedanken zum Advent aufgezeichnet. Sie erzählen von Geschehnissen, die ihnen in diesem Jahr besonders in Erinnerung geblieben sind, von Situationen, die die Welt bewegt haben, von Ereignissen, die noch bevorstehen und natürlich von der Vorfreude auf Weihnachten. Heute mit Bischof Heinz Josef Algermissen aus dem Bistum Fulda.

 (DR)

Bethlehem, Zauberwort, das in unseren Seelen so Manches zum Klingen bringt. Die heilige Nacht mit ihrem Geheimnis, stimmungsbetonte Lieder, Kindheitserinnerungen. Das wirkliche Bethlehem ist aber anders. Davon konnte ich mich bei meinen Reisen in das heilige Land immer wieder überzeugen. Schwerbewaffnete israelische Soldaten halten die arabischen Bewohner des kleinen Städtchens, 12 Kilometer südöstlich von Jerusalem in Schach. Angst und Misstrauen vergiften die Atmosphäre. Mittendrin steht eine große Basilika über Geburtsgrotte Jesu. Sie hatte einst mächtige Portale. Und da kam ein Reiter hoch zu Ross in die Kirche geritten, mit Waffen an dem Ort des friedfertigen, mit Habsucht und Raubgier an den Ort des Armen. Kluge Christen haben die Portale vermauert. Jetzt ist die Eingangstür nicht höher als einen Meter zwanzig. Sie wehrt sich gegen die, die hoch zu Ross ankommen, auf hohem Rosse sitzen und mit dem Kopf durch die Wand wollen. Die ihren Kopf sehr hoch tragen finden keinen Zugang zur Stätte der Geburt und zum Kind um das es geht. In die Knie gehen, anbeten, fällt freilich dem heutigen Menschen ziemlich schwer. Denn er hat Angst dabei das Rückgrat zu verlieren. Wenn wir aber vor Gott in die  Knie gehen, tun wir es vor dem, dem wir grade die Würde des aufrechten Ganges und das starke Rückgrat unseres Lebens verdanken. Die Ankunft Gottes an Weihnachten enthält für uns deshalb die tröstliche und zugleich herausfordernde Botschaft, dass wir vor niemandem in die Knie gehen dürfen als vor Gott. Wenn man nun den Eingang der Geburtskirche geschafft hat, muss man noch tiefer steigen. Zwei Treppen führen hinab in die Tiefe einer Höhle einer Grotte. Dort hat der Gottessohn das Dunkel der Welt erblickt. Dort an der Stelle, die heute ein silberner Stern ziert, haben sich Himmel und Erde berührt. Hier wurde aus der Jungfrau Maria, Jesus Christus geboren. Gott hat unsere menschliche Natur angenommen. Er hat wie wir als Mensch gelebt, in allem uns gleich außer der Sünde; so heißt es im vierten Hochgebet der Kirche. Gott ist also bei uns. Das ist der Grund des tröstlichen Licht der Weihnacht, auf das wir uns im Advent 2012 vorbereiten. Von Herzen wünsche ich ihnen eine gute Vorbereitungszeit. Ihr Bischof Heinz Josef Algermissen aus Fulda.