Händels Oratorium "Israel in Egypt"

Heimgesucht von biblischen Plagen

Mit diesem Oratorium trieb Georg Friedrich Händel die Lautmalerei der Barock-Musik auf die Spitze: Stechmücken schwirren, Frösche fallen vom Himmel, eine Dunkelheit verschluckt alles. Bei der Beschreibung der Plagen ist vor allem der Chor gefordert.

Schon die Bibel kennt die Heuschrecken als Plage / © Ben Curtis (dpa)
Schon die Bibel kennt die Heuschrecken als Plage / © Ben Curtis ( dpa )

Händel stellt die sprichwörtlichen Plagen gegen die Ägypter durch mitreißende Musik dar, die den Zuhörer ganz unmittelbar am Geschehen teilhaben lässt. Die biblische Erzählung von Israel, das im ägyptischen Exil schwer unter der Knechtschaft leidet, entstand Ende der 1730er Jahre.

Der Chor übernimmt in dem Werk eine besondere Rolle: einerseits stellt er die leidenden Israeliten dar, andererseits treibt er als Erzähler die Handlung um Mose, den bösen Pharao und Gottes Handeln an seinem Volk voran.

Händel komponierte "Israel in Ägypten" 1738. Allerdings schrieb er das Werk von hinten nach vorne. Zuerst entstand der dritte und damit der letzte Teil, den Händel "Moses Lobgesang" nannte. Der Text stammt aus Exodus 15 und erzählt den Jubel Israel nach dem erfolgreichen Durchzug durch das Schilfmeer und das Scheitern der Ägypter, ihnen durch das Meer zu folgen.

Dann schrieb Händel den zweiten Teil, der sich mit dem eigentlichen Auszug der Isareliten aus Ägypten beschäftigt. Sehr lautmalerisch beschreibt Händel, wie Gott erst 10 Plagen über die Ägypter kommen läßt, ehe der Pharao bereit ist, die Israeliten gehen zu lassen.

Trauermusik als erster Teil des Oratoriums

Als Händel den zweite Teil fertig gestellt hatte, war für ihn eigentlich das Oratorium komplett. So schrieb er es zumindest in einem Brief. Dann aber brachte er es doch noch in die damals übliche dreiaktige Form. Dazu fügte er den heute ersten Teil hinzu. Den schrieb er aber nicht eigens neu, sondern übernahm ohne große Änderungen ein früheres Werk und versah es mit einem neuen Text. Ursprünglich hatte Händel diese Musik als Trauermusik ein Jahr früher für das Begräbnis von Königin Caroline geschrieben.

Diese Stückwerkelei bei "Israel in Ägypten" nehmen bis heute viele Dirigenten zum Anlass, das Oratorium nur mit den Teilen zwei und drei aufzuführen. Doch auch wenn sich der erste Teil musikalisch tatsächlich deutlich vom Rest des Werkes unterscheidet – er passt trotzdem gut zur Geschichte. Denn er beschreibt die Trauer des Volkes Israel über den Tod Josephs, durch den Israel überhaupt erst nach Ägypten kommt.

An diese Trauermusik fügt sich der zweite Teil an, der beschreibt, wie sich die Lage der Israeliten in Ägypten dramatisch verschlechtert und Mose erwählt wird, um Israel nach Hause ins Gelobte Land zu führen. Der zweite Teil endet mit der bekannten Erzählung vom Zug Israels durch das Schilfmeer, bei dem das Volk trockenen Fußes das andere Ufer erreicht, die nachrückende ägyptischen Streitmacht aber in den zurückflutenden Wasser ertrinkt.

An diesem Sonntag erklingen die Teile 1 und 2, nächste Woche folgt dann der letzte Teil des Oratoriums.

(Wiederholung vom 14.08.2016)


Statue von Georg Friedrich Händel in seiner Geburtsstadt Halle an der Saale / © Mirko Kuzmanovic (shutterstock)
Statue von Georg Friedrich Händel in seiner Geburtsstadt Halle an der Saale / © Mirko Kuzmanovic ( shutterstock )
Quelle:
DR