Morgenimpuls mit Schwester Katharina

Hässlich oder herzlich zueinander sein? Seien wir herzlich!

Eine Mitschwester von Sr. Katharina lernt gerade Deutsch. Dabei kommt es schonmal zu Missverständnissen. Aber so, wie nur eine Silbe einen großen Unterschied machen kann, können auch Kleinigkeiten unserem Handeln eine andere Richtung geben.

Eine Reihe häufiger Wörter aus der Corona-Krise ist in den Duden aufgenommen worden / © Wolfgang Kumm (dpa)
Eine Reihe häufiger Wörter aus der Corona-Krise ist in den Duden aufgenommen worden / © Wolfgang Kumm ( dpa )

Wir haben hier seit Montag eine neue Mitschwestern in unserem Konvent. Sie ist Brasilianerin und war bisher zehn Monate im Mutterhaus. Sie lernt eifrig Deutsch. Aber nicht jede und jeder tut sich leicht mit Sprache lernen. Wir versuchen jetzt immer etwas langsamer zu beten, langsamer zu sprechen, einfachere Worte zu verwenden, damit sie uns versteht. Aber das kennen Sie vielleicht auch. Mit einer fremden Sprache geht es oft beim Hören und Verstehen schon ganz gut. Aber das eigene Sprechen ist schwierig, und so gibt es königliche Missverständnisse. Es ging also in einer Lektion um Gegensätze: gut und böse, kalt und warm, groß und klein, schön und hässlich. Da schaut sie plötzlich auf, runzelt die Stirn und sagt: Ihr sagt doch aber "Hässlich willkommen". Wir haben schallend gelacht und uns köstlich amüsiert. Und als sie verstanden hatte, dass es einen großen Unterschied gibt zwischen hässlich und herzlich, haben die Lachsalven kein Ende mehr genommen.

Manchmal sind es eben nur ein paar Buchstaben, die den großen Unterschied machen, ob ich hässlich oder herzlich bin. Und manchmal sind es ein paar der hingeworfene Worte, ein abschätzigen Blick, ein schnell dahin gewordenes Urteil, ein Klick unter einen Hasspost oder ein Kopfnicken am Stammtisch. In der heutigen Lesung steht dazu aus dem Petrusbrief aber ziemlich klar: Dient einander mit den Gaben, die Gott euch gibt. Ob ich also jetzt rede oder arbeite oder bete oder nachdenke: es geht um den Dienst am anderen, nicht zuerst um mich selbst. Ich habe die Gaben von Gott, damit ich sie weitergeben kann. Oder um es politisch mit John F. Kennedy zu sagen: Frage nicht danach, was dein Land für dich tun kann, sondern danach, was du für dein Land tun kannst. Es macht einen Unterschied, ob ich die Talente und Fähigkeiten, die ich, wie ich glaube, von Gott habe, für mich behalte oder nur zum eigenen Vorteil ausspiele oder ob ich sie nutze und weiterbilde und entwickle um damit den Menschen in meinem Umfeld, in meiner Familie, am Arbeitsplatz, in Kirche und Gesellschaft zu dienen. Es macht einen großen Unterschied, ob ich hässlich oder herzlich bin in meinem Reden und Tun. Seien wir herzlich.


Schwester Katharina / © Alexander Foxius (DR)
Schwester Katharina / © Alexander Foxius ( DR )
Quelle:
DR