Lebensversicherung oder Wortüberfluss

Immer seinen Senf dazugeben

Eigentlich ist alles gesagt und doch erhebt noch jemand seine Stimme, um seinen "Senf dazu zu geben". Jeder kennt diese Situation und viele nutzen dann die Redensart des "Senf dazu Gebens" wenn jemand in eine Unterhaltung hineinredet, mit der er eigentlich nichts zu tun hat. Aber wieso?

Blühendes Senffeld in Niedersachsen / © Hauke-Christian Dittrich (dpa)
Blühendes Senffeld in Niedersachsen / © Hauke-Christian Dittrich ( dpa )

Das fragt man sich, weil doch Senf immer als kostbar galt. Schon vor über 3000 Jahren wurde Senf in China als Gewürz benutzt. Später, im Mittelalter wurde Senf in der Klosterheilkunde als stark wärmendes und trocknendes Gewürz empfohlen, es galt als besonders für den Winter geeignet.

Hildegard von Bingen lobte den Senf

Kein Wunder, denn die ätherischen Öle im Senfkorn haben erwiesenermaßen antibakterielle Eigenschaften und sind verdauungsfördernd, da sie Speichelfluss und die Bildung der Magensäfte anregen. Senfwickel wurden außerdem schon in der Klostermedizin bei Erkältungen, Bronchitis, Verspannungen oder Muskelverhärtungen angewendet.

Senf zu jedem Essen

Manche Wirte nutzen die Besonderheit dieses Gewürzes und gaben zu jedem Essen ein ganz wenig Senf dazu, um es so den Gästen gegenüber attraktiver und kostbarer zu präsentieren.

Doch das war nicht immer so eine gute Idee. Häufig passte der Senf nicht zum Essen und dem Speisenden schmeckte es auch nicht. Diese unerwünschte Angewohnheit vieler Köche – nämlich egal zu welcher Speise Senf dazuzugeben – hielt im Laufe des 17. Jahrhunderts als Redensart Einzug in die deutsche Sprache. So wie der Senf immer ungefragt zum Essen serviert wurde, verhält es sich mit Menschen, die ihre Meinung kundtun, obwohl diese gar keiner hören möchte. Sie geben "ihren Senf dazu".

Gift im Senf?

Friedrich Morgenroth, Besitzer einer Senfmühle in Kleinhettstedt, kennt noch eine andere Anekdote zur Redensart: Er sagt, dass man sich im Mittelalter gerne gegenseitig vergiftet habe. Und weil Senf so kräftig war, hat er sich bestens geeignet, um Gift darunter zu mischen. Um nun also nicht vergiftet zu werden, hat jeder seinen eigenen Senf mitgebracht und zum Essen dazu gegeben.

Gerücht: Senf macht dumm

An der Behauptung, ist nichts dran. Da liegt eine Namensverwechslung vor, mit den cyanogenen Senfölen. Die schaden im Übermaß genossen dem Gehirn. Diese Senföle kommen aber vorwiegend in Bittermandeln und in Bambussprösslingen vor, nicht in Senf.