"Cäcilienmesse" in der Vorstellung

Zwei Messen für Mariazell

Diese Messvertonung gibt es vom Titel her zweimal. 1782 entstand von Haydn die Missa Cellensis, die dem großen Marienwallfahrtsort Mariazell im heutigen Österreich zuzuordnen ist. Diese Komposition ist erheblich kürzer als die zweite Missa Cellensis, um die es in Cantica geht.

Joseph Haydn (epd)
Joseph Haydn / ( epd )

 Sie ist Haydns umfangreichste Vertonung der Katholischen Messe. Besser bekannt ist sie unter dem Beinamen "Cäcilienmesse", wobei diese Bezeichnung nicht auf Haydn zurückgeht. Gattungstechnisch ist sie eine so genannte Kantatenmesse. Das heißt, innerhalb eines Messteiles wechselt abschnittsweise die Besetzung.

Der erste Kyrie eleison-Ruf zum Beispiel wird durch Chor und Orchester interpretiert. Doch schon beim Christe eleison singt der Tenor-Solist, der Chor singt nur noch kurze Einwürfe. Beim letzten Kyrie-Ruf wechselt dann erneut die Besetzung. Dieses Prinzip durchzieht die gesamte Messvertonung und ist typisch für Messvertonungen des 18. und 19. Jahrhunderts. Im letzten Abschnitt des Kyrie Haydn komponiert zudem eine Fuge - diese Form des Komponierens war eigentlich zu seiner Zeit schon etwas veraltet, wurde aber von Musikern von Bach bis Beethoven gerne verwendet als eine Art Reminiszenz an die lange kirchliche Tradition der Messe.

Die Missa Cellensis komponierte Haydn zwischen den Jahren 1766 und 1773. Zu dieser Zeit war er als Kapellmeister beim Fürsten Esterhazy und damit auch für die Kirchenmusik an dessen Hof zuständig. Insgesamt 14 Messvertonungen komponierte er, von kurzen Messen bis hin zu groß angelegten Kantatenmessen. Die Entstehungsmesse der Cäcilienmesse ist bis heute nicht klar dokumentiert. Es handel sich um eine „Missa solemnis longa“, die vor allem in Wallfahrtskirchen wie Mariazell in der Steiermark aufgeführt wurde – zeitgleich wurden an den Seitenaltären parallel so genannte Votivmessen gelesen.

Haydn sieht eine umfangreiche Besetzung mit vier Solisten, Chor und Orchester vor. Kunstvoll setzt er die verschiedenen Musiker ein, um eine schöne und festliche, aber eben auch ausdrucksstarke Musik zu erschaffen. Angesichts der Länge von über 60 Minuten erscheint ein tatsächlicher Einsatz der Cäcilienmesse für den Gottesdienst fast zweifelhaft. Vermutlich ging es Haydn eher darum, sein gesamtes kompositorisches Geschick zu zeigen. Er schrieb kunstvolle Fugen, opernhafte Arien und verwendete insgesamt viel Mühen auf das Werk.

Zu Lebzeiten war Haydn hochangesehen, auch Komponisten wie Mozart und Beethoven schätzen ihn sehr. Ludwig van Beethoven nahm sogar Unterricht bei ihm. Mozart war mit Haydn eng befreundet. Zwei Phasen lassen sich in Haydns Schaffen erkennen:

So wirkte er fast 30 Jahre am Hof des Fürsten Esterhazy. Auf dessen Landsitz war er für die komplette Hofmusik zuständig, er komponierte Sinfonien, aber auch Kammermusik, Oratorien und Opern. Während dieser Zeit gab es wenige Impulse für Haydn von außen und so entwickelte er seinen ganz eigenen Stil. 1790 kam jedoch ein neuer Fürst und der interessierte sich überhaupt nicht für Musik und versetzte Haydn in den Ruhestand. Doch der wusste die neue Freiheit gut zu nutzen und besuchte ab dann regelmäßig England. Er komponierte für dort und von der Insel inspirierte bedeutende Sinfonien, die außerordentlich erfolgreich waren. Als Joseph Haydn schließlich 1809 starb, war er hoch geachtet, sowohl in Deutschland als auch England.

CD-Tipp:

Joseph Haydn: Missa cellensis Missa Cellensis in honorem BVM. Cäcilienmesse

(Erstsendedatum: 21.06.2015, Wiederholung: 12.06.2016)

Carus-Verlag

Dirigent: Jos van Immerseel

Ensemble: Orchester "Anima Eterna"; Chor "Anima Eterna"