Französische Barockmusik zu Maria Himmelfahrt

"Missa Assumpta est Maria"

Marc-Antoine Charpentier komponierte am Ende des 17. Jahrhunderts diese Messvertonung - das Werk verzaubert vor allem mit zurückhaltenden Klängen und betörenden Melodien.

Mariä Himmelfahrt (dpa)
Mariä Himmelfahrt / ( dpa )

Anlass war wohl das Hochfest Maria Himmelfahrt am 15. August. Der Titel der Messe „Assumpta est Maria“ – zu deutsch etwa: "Maria ist aufgenommen in den Himmel" stammt aus den Texten, die die Liturgie für die Eucharistiefeier an diesem Tag vorsieht.

Sehr umfangreich besetzt ist die Missa Assumpta est Maria. Charpentier sieht 8 Gesangssolisten, sechsstimmigen Chor und Orchester vor. Die Messe steht für die Vollendung der französischen geistlichen Musik der Zeit.

Das Fest Maria Himmelfahrt hat eine lange Tradition; bereits in der Ostkirche wird das Fest Maria Heimgang seit dem Jahr 450 nach Christus gefeiert, im Westen ist das Fest seit dem 7. Jahrhundert bezeugt. Obwohl für ein solches Fest prächtige Klänge naheliegend sind, bleibt Charpentier seinem Stil der Zurückhaltung treu.

Für einen Gänsehaut-Moment sorgt er so direkt zu Beginn des Gloria. Normalerweise nutzten Komponisten vor allem den Anfang dieses Messteils für prachtvolle Klänge. Charpentier hingegen legt den Schwerpunkt auf die Aussage Et in Terra Pax - Friede auf Erden den Menschen.

Charpentier lebte in Paris zu Zeiten des berühmten Sonnenkönigs Ludwig des 14. Zwar wurde er nicht am französischen Hof als Komponist angestellt, aber er bekam oft Auftrage von dort. Charpentier stammte aus einer angesehen Pariser Beamtenfamilie – deswegen war sein Streben nach einer Künstlerkarriere eigentlich ungewöhnlich. Zuerst zog es ihn zur Malerei, doch während einer Italienreise, entschloss er sich zu einem musikalischen Studium bei Giacomo Carissimi in Rom. Seine Musiksprache hat daher auch italienische Einfluss, besticht ansonsten durch kühne Harmonien und unerwartete Wendungen. Er komponierte erfolgreich sowohl für die Oper als auch für den katholischen Gottesdienst. Darüber hinaus schrieb er auch rein instrumentale Werke. Die Missa Assumpta est Maria ist ein Spätwerk von ihm und zeigt seine ganze Meisterschaft. Zum Ende des Gloria komponiert er zum Beispiel einen fugenartigen Abschluss, der die Worte „In gloria dei patris“ prachtvoll in Musik setzt: die Herrlichkeit des Dreieinigen Gottes bildet Charpentier so perfekt ab und setzt ein bekräftigendes Amen an das Ende.

Auch wenn der Titel der Messe die Zuordnung zum Hochfest Maria Himmelfahrt nahelegt, ist ein anderer Anlass auch möglich. Ohnehin weicht die Messe etwas von der Norm ab, denn Charpentier fügt dem Werk noch eine kurze Vertonung von Psalm 19 hinzu. Außerdem zeigt Charpentier in der Messe einen sehr kreativen Umgang mit den Gesangssolisten, dem Chor und dem umfangreich besetzen Orchester. So werden einige Messteile durch kurze instrumentale Vorspiele aufgelockert.

Fünf Jahre nach der Entstehung der Missa Assumpta est Maria starb Charpentier hochgeachtet 1704 in Paris. Neben seinem berühmten Te Deum ist diese Messvertonung wohl das beste Beispiel für die Qualität der französischen geistlichen Musik am Ende des 17. Jahrhunderts.

(Erstausstrahlung am 16.08.2015, Wiederholung 14.08.2016)