Bruhns Trauerkantate in der Vorstellung

"Ich liege und schlafe"

Nikolaus Bruhns gehört zu einer Komponistengeneration in Deutschland, die zeitlich zwischen der Renaissance und dem Frühbarock im 17. Jahrhundert wirkte.

memento mori / Andrea Previtali / © web gallery of art (DR)
memento mori / Andrea Previtali / © web gallery of art ( DR )

In diesem Spannungsfeld entstand eine Musik, die alt und neu sehr reizvoll zu verschmelzen wusste.

Die Kantate entstand als Trauermusik, wobei der genaue Anlass und die Entstehungszeit unklar sind. Textliche Basis sind die alttestamentlichen Psalmen 4 und 9. Besetzt ist die Kantate für Chor, Orchester und vier Solisten. Immer wieder taucht das musikalische Thema des ersten Satzes im Verlauf der gesamten Kantate auf.

Im ersten Satz wird zunächst der Tod als Schlaf dargestellt, doch die Todesruhe wird hoffnungsvoll aufgebrochen durch den Satz "Denn du allein, Herr, hilfest mir" – der Chorpart ist an dieser Stelle viel lebendiger gestaltet.

Der zentrale Gedanke der Kantate ist die Erlösung des Menschen durch Gott: "In Jesu Namen schlaf ich ein, er führt allein mich aus dem Tod ins Leben" – so heißt der zentraler Satz in dem Werk. Der Tod als friedliches Einschlafen, dies drückt Bruhns durch eine ruhige musikalische Gestaltung aus.

Die drei Arien für die Solisten zeigen eine absteigende Linie, zuerst singt der Sopran, dann folgt das Duett von Alt und Tenor, als letzter singt der Solobass, ehe Chor und Orchester den Eingangssatz wiederholen. Dieses Absteigen der Stimmen war zu Bruhns Zeiten üblich, damit wurde die Grablegung des Toten versinnbildlicht.

Auch die letzte Arie mit dem tiefen Bass thematisiert die Hoffnung auf Ewiges Leben – so ist die Trauerkantate letztlich ein Werk der christlichen Hoffnung auf die Auferstehung.

Die Vokalmusik von Nikolaus Bruhns stand lange im Schatten seiner Werke für die Orgel. Das liegt auch daran, dass sich von seinen Kompositionen für Chor oder Sologesang nur wenig erhalten haben, es sind nur gut ein dutzend. Bei den Orgelwerken sieht es trotz des höheren Bekanntheitsgrades sogar noch schlechter aus, nur 4 Kompositionen lassen sich eindeutig Nicolaus Bruhns zuordnen. Zu Lebzeiten genoss er schon in sehr jungen Jahren hohes Ansehen als Instrumentalist und Komponist.

Mit 24 Jahren wurden Bruhns Stadtorganist in Husum – nach zeitgenössischen Quellen muss sein Orgelspiel beim Bewerbungsverfahren sensationell gewesen sein. In der Folgezeit gab es immer wieder Abwerbeversuche durch andere Städte, aber Bruhns blieb bis zu seinem frühen Tod mit 31 Jahren in Husum. Alle seine Kompositionen zeichnen sich durch eine hohe Emotionalität und ungewöhnlichen Klangideen aus.

(Erstsendung: 06.03.2016, Wiederholung 19.03.2017)