„Riesige Schlangen lebten dort, die Kinder in einem Happen auffraßen“, schreibt der römische Geschichtsschreiber Tacitus über das unbebaute vatikanische Feld, damals eine üble Gegend, ein Sumpf voller Stechmücken. Ulrich Nersinger erzählt in seinem Buch, wie Kaiser Caligula hier einen gigantischen Zirkus plante, den dann Nero vollendete. Die Apostel Paulus und Petrus ließ Nero hier ermorden. Später wurde über dem Petrus-Grab die erste Basilika gebaut.
„Julius II. war ein resoluter Papst. Er ließ im späten Mittelalter die inzwischen marode Basilika abreißen und den Petersdom bauen“, erzählt Nersinger. Der Petersplatz sei von Bernini so geplant, dass der Besucher des Platzes sich umarmt fühlen soll. „Und zwar sollen hier alle von der Kirche umarmt werden – auch die, die nicht zum christlichen Glauben oder der Kirche gehören“, sagt Nersinger: „So vermitteln uns die Baumeister auch eine Katechese, die den Petersdom und den Petersplatz so lebendig werden lassen“.
Im domradio schwärmt der Autor dann von einem seiner Lieblingsplätze im Vatikan. Im Damasus-Hof, dem Innenhof des Apostolischen Palastes, befindet sich ganz unscheinbar an einer Wand ein kleiner Haken. Bis zum Jahre 1870 standen dort zwei Pferde der päpstlichen Dragoner, die eilige Depeschen des Papstes schnell nach Rom oder in die weitere Ferne brachten. Die Pferde gibt es nicht mehr, aber der kleine Haken ist geblieben. „Es ist doch tröstlich, dass man hier an einer ganz einfachen simplen Sache Geschichte aufhängen kann – im wahrsten Sinne des Wortes“, meint der Autor Ulrich Nersinger.
