Tilman Strasser über seinen Roman "Hasenmeister“

"Sich dem Unvorhersehbaren aussetzen“

Felix Hasenmeister hat sich eingeschlossen. Der talentierte Violinist verlässt seine Übezelle im Konservatorium nicht mehr. Tilman Strasser erzählt in seinem Coming of Age Roman die Geschichte eines jungen Konzertsolisten, der sein Leben als Kerker empfindet und der in der Kapsel einer Übezelle Unvorhersehbares erlebt.

Tilman Strasser / © Salis Verlag
Tilman Strasser / © Salis Verlag

Übezellen seien skurrile Orte, erzählt Tilman Strasser, der selbst in einem Konservatorium Geige studiert hat, im domradio.de Interview. "Man geht dort mit einem bestimmten Plan hinein – man will üben, sich ganz auf seine Musik konzentrieren“. Vier hässliche Wände, keine Fenster, doppelt gesicherte Türen, so beschreibt der Autor diese Kapseln: "Keiner möchte sich hier länger, als unbedingt nötig aufhalten“. In so eine fast außerirdische Kapsel schickt Strasser seinen Romanhelden und läßt ihn in diesem selbst gewählten Exil sein Leben ausloten.

Was ist Wirklichkeit und was ist Wahn, auch darum geht es in Tilman Strassers Roman. Hasenmeisters Leben ist beschädigt, ist geprägt vom bedrohlich-grotesken Vater, von den rabiaten Musiklehrern, von der abwesenden Mutter. Der Roman ist aber alles andere als eine küchenpsychologische Abrechnung mit misslichen biografischen Umständen. Hasenmeisters Geschichte geht weit darüber hinaus und wagt sich in die Welt der größeren Rätsel des Lebens. Dabei geht es viel um Musik, auch um Sprachklang und einen bestimmten Sound, der das Leben über alle inhaltlichen Zuschreibungen hinaus in Schwingung setzt. Im domradio.de Interview erzählt Strasser weiter über seinen Werdegang als Schriftsteller, über den Studiengang creatives Schreiben in Hildesheim und über seine Arbeit im Kölner Literaturhaus.