Steffen Kopetzky über seinen Roman ‘Monschau’

1962 – Pockenalarm in der Eifel

1962 – Ausnahmezustand in Monschau. Die Pocken haben die Eifel fest im Griff. In ‘Monschau’ erzählt Steffen Kopetzky, wie es mit der Hilfe von zwei mutigen Ärzten gelang, die Krankheit zu bekämpfen und verweist damit auch auf die Corona-Pandemie heute.

Steffen Kopetzky / © Marc Reimann (privat)
Steffen Kopetzky / © Marc Reimann ( privat )

Das Corona der damaligen Zeit waren die Pocken”, sagt Steffen Kopetzky im DOMRADIO.DE Interview. 1962, die Pocken-Epidemie hat den Landkreis Monschau fest im Griff. Viele Parallelen gibt es da zur Corona-Pandemie heute. Auch die Pocken-Epidemie kam damals aus einem fernen Land nach Deutschland, erzählt Kopetzky: “Nach dem zweiten Weltkrieg begann die Zeit der Massenfliegerei. Die Menschen sind plötzlich auch massenhaft geflogen und tatsächlich brachte dieser verstärkte Austausch auch Krankheiten wieder zurück, die in Europa eigentlich weg waren – unter anderem eben die Pocken”.

Die Pocken waren damals schnell unter Kontrolle

Eine Pockeninfektion ist noch viel ansteckender als Corona. Aber, und das ist der Unterschied zur Pandemie heute, damals gab es schon einen Impfstoff gegen die Pocken und mit großer politischer und medizinischer Umsicht gelang es, die Seuche schon nach zehn Wochen vollkommen unter Kontrolle zu bringen. “Man hat also systematisch geimpft”, erzählt Kopetzky. “Man hat alle Kontaktpersonen der ersten Patienten in Quarantäne geschickt, man hat die Kranken isoliert. Und auf diese Weise ist es dann gelungen, in zehn Wochen diese Epidemie zurück zu kämpfen. Aufgrund des konsequenten Handelns und eben auch des guten Managements der Ärzte, die dazu bestellt waren”.

Ein Denkmal für das medizinische Personal

In seinem Roman stellt uns Kopetzky zwei Ärzte vor, den Dermatologen Günter Stüttgen, von dem der Autor nach einem realen Vorbild erzählt, und den jungen griechischen Arzt Nikolaos Spyridakis, der im Landkreis Monschau nahezu Heldenhaftes leistet. “Ich wollte mit dem Roman auch dem medizinischen Personal, den Ärzten und den Schwestern ein Denkmal setzen", sagt der Autor. "Jetzt  - in der Corona-Krise - sehen wir, wie viele Leute Tag und Nacht in den Krankenhäusern arbeiten, ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen, um anderen Menschen zu helfen. Und ich wollte ganz klar sagen: Ich danke euch Schwestern, euch Ärzten, dass ihr für uns da seid”.

Parallelen zur Corona-Pandemie

Im Roman 'Monschau' erzählt Kopetzky aber nicht nur die Geschichte der Pocken-Epidemie von 1962. Der Autor entwirft ein ganzes Sitten- und Sozialportrait der frühen sechziger Jahre, einer Aufbruchszeit, die sich besonders in der Lebenseinstellung, in den Wünschen und Sehnsüchten des jungen Liebespaares Nikolaos Spyridakis und der Fabrikerbin Vera Rither spiegelt. Denn das ist der Roman auch: eine wunderbare Liebesgeschichte. Kopetzky freut sich sehr, dass sein Roman 'Monschau' gerade die Bestsellerlisten stürmt. “Wenn man eine Darstellung hat von etwas, wo man sich selber wiederfindet - und trotzdem ist es ja nicht genau dasselbe - da kann man dann so ein bisschen Abstand nehmen und darüber reflektieren und vielleicht auch seine Ängste gespiegelt sehen und bändigen. Und das ist eben, was scheinbar vielen Menschen im Augenblick tatsächlich gut tut”.

Wenn die Menschheit zusammenarbeitet

Der Erfolg, die Pocken Epidemie damals so rasch zu bekämpfen, war auch ein Erfolg, der auf internationale Solidarität basierte. Und das, sagt Kopetzky, können wir heute auch daraus lernen. Nur globales Handeln hilft in Zeiten globaler Epidemien. “Die USA und die Sowjetunion, die beiden führenden Großmächte damals, die ja verfeindet waren und im kalten Krieg gegeneinander standen, haben dann eben zu dieser Zeit auch begonnen, zum ersten Mal wieder zusammenzuarbeiten, und zwar um die Pocken auszurotten. Das war das erste große gemeinschaftliche Projekt der Welt. USA und UdSSR haben die WHO beauftragt, die Pocken zu eradizieren, so hieß das, sie auszurotten. Und das ist dann auch geglückt. Man kann in der Beschäftigung mit den Pocken lernen, was die Menschheit alles zustandebringt, wenn sie tatsächlich zusammenarbeitet”.


Quelle:
DR