Raoul Schrott über "Die Kunst an nichts zu glauben“

Woran glauben wir?

"Wir hätten alle Zeit der Welt, uns mit Gott zu beschäftigen, aber wir tun es nicht, weil wir im Schlaraffenland leben und uns nicht mit unserer Existenz auseinandersetzen“, sagt Raoul Schrott gegenüber domradio.de. In seinem Buch "Die Kunst an nichts zu glauben“ geht es auch um die Frage, was glauben wir, wenn wir nicht mehr an Gott glauben.

Raoul Schrott / © Peter-Andreas Hassiepen
Raoul Schrott / © Peter-Andreas Hassiepen

"Wir suchen alle nach Sinn“, sagt Raul Schrott. Bei der Wahl des Buchtitels "Die Kunst an nichts zu glauben“ sei ihm natürlich klar gewesen, dass wir nicht an nichts glauben können, "weil wir alle an etwas glauben, und selbst wenn wir an nichts glauben, ist das immer noch ein Glauben, denn wir wissen nichts“, sagt der Autor. Auf seinen Reisen hat er mit vielen Menschen gesprochen, bei Zufallsbegegnungen im Zug oder bei Lesungen. Ihm, als Schriftsteller, haben die Menschen dann häufig ihre Lebensgeschichte erzählt. Diese Geschichten hat er in seinem Buch in die Gedichte einfließen lassen: "Es ist immer das Reden über Niederlagen, wie man damit fertig wird, das Scheitern, die Moral aus dem Scheitern“, erzählt Raoul Schrott, "die Idee Gottes lassen die meisten dabei unangetastet, weil sie doch eine gewisse Form von Trost spendet, aber letztlich in einem wirklich praktikablen Sinn glaubt niemand mehr an die erlösende Gestalt Gottes“.

Geschrieben in meisterlicher Leichtigkeit, ist "Die Kunst an nichts zu glauben“ ein Panorama des Allzumenschlichen. Die Gedichte werden von Auszügen aus der ersten atheistischen Bibel aus dem 17. Jahrhundert gerahmt, die Raoul Schrott in der Bibliothek von Ravenna aufgespürt hat. Eine sensationelle Entdeckung, deren möglicher Wahrheitsgehalt der Dichter Raoul Schrott in einer ausführlichen Einleitung ver- und zugleich enthüllt. Zwischen den folgenden Zitaten aus dem atheistischen Brevier stehen die Portraits einzelner Berufstätiger, vom Busfahrer bis zum Richter. Sie alle stellen ihre Fragen nach dem Gelingen und dem Glück. "Wenn es in diesem Buch eine Erlösung gibt“, sagt Raoul Schrott, "dann ist es natürlich die Liebe und die Art von Romantik und Illusionskunst, die wir dabei betreiben, denn das ist das Erlösende daran“.