Ralf Rothmann über seinen Roman "Im Frühling sterben“

"In der Bibel finde ich Trost und Kraft“

Seinem Roman "Im Frühling sterben" stellt Ralf Rothmann ein Bibelzitat voran. In seinen Büchern finden sich viele Bibelzitate und Bilder mit katholischer Grundierung: "Das sind Reminiszenzen aus meiner Kindheit in Oberhausen".

Ralf Rothmann mit Kardinal Marx (KNA)
Ralf Rothmann mit Kardinal Marx / ( KNA )

"In der tristen Bergarbeitersiedlung war die Kirche und die Schönheit der Messe der einzige Trost", sagt der Autor. "Die Väter haben saure Trauben gegessen, aber den Kindern sind die Zähne davon stumpf geworden", heißt es beim Propheten Ezechiel. Ralf Rothmann benutzt dieses Zitat, um die schicksalshafte Verflochtenheit der Generationen deutlich zu machen. Sein Vater war als 18jähriger 1944 in der Hölle des Krieges und kehrte traumatisiert zurück. Nie konnte der Vater darüber sprechen. Ralf Rothmann ist davon überzeugt, dass die unausgesprochenen Ängste der Väter auch in der Folgegeneration weiter leben. In seinem Roman gibt er einer verlorenen Generation eine Stimme - und versucht das Schweigen der Väter zu erklären.

Im domradio.de Interview erzählt Ralf Rothmann über die Recherche zu seinem Buch, über seinen Vater und über seine katholische Kindheit im Ruhrgebiet: "Den Tabernakel habe ich als Messdiener immer als das Allerheiligste betrachtet und war völlig perplex, als ich irgendwann entdeckte, dass da Streichhölzer darin lagen". Auch dieses Bild aus der Kindheit hat der Autor in seinen Roman "Im Frühling sterben" eingeflochten. Heute sagte er, er sei zwar kein Kirchgänger aber in der beseelten Sprache der Bibel finde er Trost und Kraft.