Professor Georg Langenhorst über Gott und Jesus in Kinderbüchern

"Warum hat Jesus Aua?"

Lang war es still um Gott und Religion in der Kinder- und Jugendbuchliteratur. Seit den sechziger Jahren scheuten sich Kinderbuchautoren, das Thema Religion in ihren Büchern aufzugreifen. Das hat sich in den neunziger Jahren geändert. "Heute taucht Gott in den Kinderbüchern erstaunlich bunt, erstaunlich vielfach und erstaunlich unterschiedlich auf," sagt Georg Langenhorst.

 (DR)

Er ist Professor für katholische Religionspädagogik in Augsburg und in der Jury für den katholischen Kinder- und Jugendbuchpreis. Die bunte Vielfalt der Gottesbilder in Kinderbüchern verurteilt er nicht, sondern begreift sie als Chance, um über Gott ins Gespräch zu kommen. Spannend findet Professor Langenhorst, dass viele Autoren die Schöpfungsmythen des Alten Testaments aufgreifen, sich aber davor scheuen, religiöse Deutungsmuster vom Sterben Jesu oder vom Ende der Welt aufzugreifen. Ist das aber nicht verständlich? Was sagt man einem Kind, das auf den leidenden Christus am Kreuz zeigt und fragt: "Warum hat Jesus AUA?" Professor Langenhorst: "Die erste Konfrontation mit dem Gemarterten am Kreuz hat für Kinder etwas Ambivalentes. Das Leid, das Grausame, das Tödliche flößt ihnen einerseits Angst ein, hat aber auch etwas seltsam Faszinierendes. In allen Märchen gibt es genau das: da wird mit Leid und Marter und Tod umgegangen, dass es einen ordentlich gruselt. Aber Kinder können offensichtlich diese Ambivalenz durchaus schon spüren, dass hier etwas passiert, was furchtbar und was auch seltsam anziehend ist. Und diese Spannung ist auch im Christentum von Anfang an schon da, und die können und sollen wir Kindern auch nicht nehmen."