Paul Verbeek (93) über den Tod und die Hoffnung

"Betrachtungen eines alten Mannes über den Tod"

"Ich kann mich am Tod nicht mehr vorbeidrücken und muss mich – auf mein Leben zurückschauend – konkret fragen, was er für mich bedeutet", sagt der 93jährige Paul Verbeek. Mit seinem Buch "Betrachtungen eines alten Mannes über den Tod" legt Verbeek ein beeindruckendes Glaubenszeugnis ab, das Mut und Hoffnung macht.

Paul Verbeek / © privat (privat)
Paul Verbeek / © privat ( privat )

"Wir wollen den Tod nicht mehr wahrnehmen, weil er für uns unbequem ist". Paul Verbeek beklagt im domradio.de Interview, dass der Tod heute immer mehr verdrängt wird. Mit seinen 93 Jahren stellt er sich der Gewissheit, dass der Tod für ihn nicht mehr fern ist. "Es bleibt immer ein Gefühl der Beklemmung", sagt er, "weil man in eine ungewisse neue Welt hineintritt. Aber diese Beklemmung wird von der Gewissheit überschattet, dass der Tod kommen wird, das heißt, man kann bei der Beklemmung nicht stehen bleiben, er kommt, der Tod. Und dann hoffen wir, dass wir an die Hand genommen werden, um dieses letzte Tor friedvoll durchschreiten zu können".

Die Geborgenheit in einer christlichen Familie

Paul Verbeek blickt zurück auf sein Leben. Viel war er in der Welt unterwegs. Er war unter anderem deutscher Botschafter in Argentinien, an der Elfenbeinküste und zuletzt im Vatikan. Aber unschätzbar wichtig für ihn, das betont Verbeek auch, war seine katholische Kindheit im Rheinland: "Sehr wichtig war für mich die Geborgenheit in einer christlich geprägten Familie", sagt er, "das tägliche Gebet war wichtig, der sonntägliche Kirchgang, das alles hat mich geprägt. Die vielen Erfahrungen, die ich in meinem Leben gemacht habe, haben das nicht umgestoßen, sondern irgendwie auf die eine oder andere Weise bestätigt". Für ihn sei die wichtigste Erkenntnis im Glauben, dass Gott die Menschheit auf ihrem Weg durch die Zeit nicht alleine gelassen habe. Und das hat Paul Verbeek immer wieder erlebt. Er kommt ins Erzählen: Die schwere Zeit als Soldat im Krieg, die Kriegsgefangenschaft und dann kam er zurück nach Köln, abgemagert bis auf die Knochen stieg er in die Straßenbahn. "Der Straßenbahnschaffner guckt mich an und sagt: ´Ja, wo küss du dann her, Jung´. ´Auch der Gefangenschaft´, sage ich. ´Ja, das sehe ich´, antwortet der Schaffner und sagt dann in den Wagen: ´Leute, alle mal hergehört. Hier kommt ein kölscher Jung aus der Gefangenschaft. Begrüßen wir ihn all´. Dann standen im Waggon alle auf, alte Frauen umarmten mich, küssten mich ab. So war mein Wiedersehen in Köln".

"Nur Mut! Zögere nicht! Gehe weiter! Es wird alles gut werden"

Gemeinschaft gibt Hoffnung. Paul Verbeek hat vieles erlebt, was ihm immer wieder Hoffnung gemacht hat. Er schätzt das Leben, er liebt Gottes Schöpfung, die Natur, er liebt seine Kinder und Enkel und fragt sich nun mit 93 Jahren: "Soll das alles padauz mit dem Tod zu Ende sein? Man muss sich dem Zweifel immer wieder neu stellen. Und da sind Hoffnung und Liebe natürlich die verbindenden Elemente, die zur Suche nach Erkenntnis immer wieder hinzutreten müssen. Ohne das versinken wir ja im Negativen". Wenn er jetzt dem Tor entgegengehe, das ihn verwandeln werde, sagt der 93-Jährige durchaus heiter, dann hoffe er auf eine Stimme, die ihm sagen werde: ´Nur Mut! Zögere nicht! Gehe weiter! Es wird alles gut werden´. "Unsere Erkenntnissuche führt uns an einen Fluss, der nebelverhangen ist. Wir wissen, dass es jenseits dieses Nebels etwas gibt und wir werden von der Hoffnung getragen, dass es etwas Gutes ist. Aber es wäre unnatürlich zu sagen, dass das alles so hoppladihopp und einfach von sich geht. Natürlich gibt es Beklemmungen, natürlich gibt es die Hoffnung, aber die Gewissheit kommt letzten Endes aus dem Glauben".