Mario Giordano über seinen neuen Tante-Poldi-Krimi

'Tante Poldi ist eine weibliche Hiob'

Tante Poldi ermittelt wieder. Soeben ist der fünfte Band in der erfolgreichen Krimireihe um die ungewöhnliche Ermittlerin erschienen. Mario Giordano über seine Tante Poldi, die er auch eine weibliche Hiob nennt.

Mario Giordano / © FinePic (Lübbe Verlag)

So eine Tante hat nicht jeder. Tante Poldi ist eine Naturgewalt. Sie liebt das Leben und die Liebe. Ihr Lebensmotto: ‚Dezenz ist Schwäche‘ und ‚Glück ist Realität minus Erwartung‘. Mario Giordano packt in seine humorvollen Erfolgskrimis jede Menge Lebensklugheit, die der Ich-Erzähler und Neffe der Poldi auch bitter nötig hat, denn er hängt etwas verloren im Leben herum.

Die Geschichte von der Tante und ihrem Neffen beruht auf wahren Begebenheiten, denn dieser Neffe könnte auch der Autor Mario Giordano sein. Seine Familie väterlicherseits kommt aus Sizilien. Die Sommerferien seiner Kindheit hat er dort verbracht, und auf seine Tanten in Sizilien läßt er nichts kommen. So ist sein Krimi auch eine Liebeserklärung an eine ganz reale Tante, wie er sagt.

Tante Poldi und der Gesang der Sirenen

„Für die Romanhandlung brauchte ich dann noch Krimifälle,“ erzählt Giordano, „damit die Poldi und die anderen Personen eine ausreichend große Bühne haben, auf der sie sich bewähren müssen, scheitern und glänzen können. Der Krimi spielt ja mit existentiellen Fragen und auch mit unserer Menschlichkeit und das fand ich sehr spannend für die Poldi“.

Im Roman wandert Tante Poldi mit 60 Jahren nach Sizilien aus, um dort In Ruhe und mit Meerblick zu sterben. Nur kommen ihr leider oder zum Glück lauter Kriminalfälle dazwischen, die sie lösen muss. So auch im inzwischen fünften Tante-Poldi-Krimi. Dabei geht es in ‚Tante Poldi und der Gesang der Sirenen‘ um einen zwielichtigen Unternehmer, der plötzlich verschwindet. Dieser Aldo Favorotta ist eine Art Kreuzung zwischen Silvio Berlosconi und Donald Trump, ein fieser Typ.

Der Tod rückt ihr auf die Pelle

Liebenswerter ist da ein ganz anderer Charakter, der auch im fünften Poldi-Krimi wieder auftritt. Das ist der personifizierte Tod, der mit seinem Klemmbrett der Poldi und dem Neffen auf die Pelle rückt. Der Tod läßt aber mit sich reden, man kann sogar mit ihm verhandeln. Denn selbst wenn der Tod in der Tür steht, gibt Tante Poldi nicht auf. Für sie geht immer irgendetwas. Wie im alten Testament Hiob beginnt sie mit den höheren Mächten zu streiten.

Im Roman vergleicht der Neffe seine Tante mit der biblischen Figur aus dem Alten Testament, die auch den Autor Mario Giordano fasziniert. „Hiob, das ist eine Geschichte darüber, dass man im Leben reden, streiten, verhandeln und sich aussöhnen muss,“ sagt er. „Es geht halt immer irgendetwas, selbst wenn man mit Gott argumentiert. Die Chance ist klein aber man hat eine. Das Unglück kann uns alle treffen, aber wie wir damit umgehen, liegt in unserer Hand“.

‚Tante Poldi und der Gesang der Sirenen‘ ist ein echter Page-Turner, nicht nur ein packender Krimi, sondern auch ein Roman, in dem wir viel über Sizilien erfahren und ein humorvolles, ein Mut machendes Buch voll praktischer Lebensklugheit. Die richtige gute-Laune-Lektüre für den Sommer zuhause.


Sizilien / © Screenshot (DR)
Sizilien / © Screenshot ( DR )

Siziliens Blüte / © Sibille Jansen  (siabelle )
Siziliens Blüte / © Sibille Jansen ( siabelle )
Quelle:
DR