Juli Zeh über die Suche nach Sinn

Woran glaubt, wer nicht glaubt

"Der Glaube ist ein Urbedürfnis", sagt Juli Zeh: "Wenn das Zugehörigkeitsgefühl zur Kirche und zu den klassischen Religionen nach lässt, dann richtet sich dieses Urbedürfnis auf Gegenstände, die für die Seele ungesund sind". Im domradio Autoreninterview spricht Juli Zeh über eine Welt ohne Gott und fragt, woran der Mensch glaubt, wenn er nicht glaubt.

 (DR)

Zum Beispiel verfällt er dem Gesundheitswahn. In ihrem Roman "Corpus Delicti. Ein Prozess" geht es um die Fixierung auf den gesunden Körper als Ersatzreligion. Gesundheit wird damit auch ein Verlaufsschlager. "Denn der Mensch, der sich ohne Schöpfer begreift, spürt den Druck, sich selbst zur Perfektion zu führen," sagt die Bestsellerautorin. Dieses Gefühl, sich ständig verbessern zu müssen, werde von der Wirtschaft ausgenutzt. Die Konsumreligion stehe dafür. Juli Zeh redet aber auch über ihren eigenen Glauben und über den "nachtschwarzen Wahrnehmungsteppich", den die Medien auslösen und der ausschließlich die weltweiten Katastrophen spiegelt.   



Juli Zeh / "Corpus Delicti. Ein Prozess" / 272 Seiten / 19,90 Euro