John von Düffel über die Unsterblichkeit

"Noch nie wurde so unheilig geglaubt wie heute"

"Wir können uns die Unendlichkeit nicht vorstellen, man kann sie nicht denken – die Unendlichkeit. Ebenso wenig können wir die Endlichkeit denken, denn auch Endlichkeit kann man nicht fassen", sagt John von Düffel im domradio.de Interview.

John von Düffel / © Katja von Düffel
John von Düffel / © Katja von Düffel

"Ab dem Moment, wo man versucht, den Tod oder den Nicht-Tod zu bedenken, ist man im Reich des Nachdenkens verloren". In seinem Buch "KL - Gespräch über die Unsterblichkeit", läßt John von Düffel den unsterblichen Karl Lagerfeld die Grenzen des Nachdenkens über den Tod und den Nicht-Tod ausloten.

"Die Frage, dass man sich selbst überleben will und ob man sich selbst überleben kann – also die Frage nach Unsterblichkeit hat mich sehr beschäftigt", erzählt von Düffel: "Das hat natürlich mit den Fragen des Glaubens zu tun, wie sehr glaubt man an sich und woran glaubt man heute überhaupt noch." Mit Karl Lagerfeld hat der Autor einen Unsterblichkeits-Experten gefunden, der alles in Frage stellt, was wir heute glauben. "Inzwischen wissen wir so gut wie alles und glauben nur noch wider besseres Wissen an wenig mehr als den Erfolg", sagt KL und enttarnt den Erfolgsglauben als eine "geheimnislose" und "unheilige" Enttäuschung. "Wir richten unser Leben nach Erfolg aus", sagt von Düffel: "der Erfolg und Misserfolg bestimmt, welche Richtung unser Leben nimmt. Das ist eine andere Art von Orientierungslosigkeit".

Das erfundene Interview mit Karl Lagerfeld in "KL – Gespräch über die Unsterblichkeit" ist ein äußerst erheiterndes Gespräch über das, was wir sind und scheinen und glauben, aber, weiß Gott, nicht nur das. John von Düffels Buch entlarvt die Phantasielosigkeit des Erfolgsglaubens, der auf geheimnislose und unheilige Art so etwas wie Unsterblichkeit vorgaukelt. Oder wie sagt KL: "Nur ein Wunder kann uns recht geben und der Gott, der sieht, dass es gut war. Sein Blick besteht".


John von Düffel / © Katja von Düffel
John von Düffel / © Katja von Düffel