Hermann-Josef Frisch erfindet einen Briefwechsel zwischen Luther und dem Papst

"Lieber Martin Luther – Lieber Papst Franziskus“

"Ich wollte Papst Franziskus und Martin Luther ins Gespräch bringen“, sagt der katholische Pfarrer Hermann-Josef Frisch im domradio.de Interview. "Lieber Martin Luther – Lieber Papst Franziskus / Ein Briefwechsel“, so heißt sein Buch über eine ganz besondere Brieffreundschaft.

Hermann-Josef Frisch / © domradio.de (privat)
Hermann-Josef Frisch / © domradio.de ( privat )

Es sind die großen theologischen Streitfragen, die Franziskus und Luther diskutieren – in einer Sprache, die allen verständlich ist. "Aber die beiden besinnen sich in ihren Briefen durchaus auch auf Perspektiven für die Zukunft“, erzählt Pfarrer Frisch. Reformen sind nötig, da sind sich Luther und Franziskus einig, denn beide leben in Zeiten des Umbruchs. Luther bringt die Reformation ins Rollen, und auch Franziskus erlebt einen rasanten Umbruch heute: "Wir wechseln zu einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft, in der die Christen vor ganz neuen Herausforderungen stehen“, ist Frisch überzeugt.

Parallelen in der Biografie

Martin Luther war ein scharfer Kritiker des Papstes, Rom war für ihn ein "Rattennest“. Wie kann es da zu einer Brieffreundschaft mit einem Papst kommen? "Für Franziskus und Luther steht die Barmherzigkeit Gottes und das Evangelium im Mittelpunkt. Da treffen sie sich“, sagt Pfarrer Frisch, "beide prangern auch den Protz und Prunk an. Da verstehen sie sich auch“. Dazu kommen erstaunliche biografische Parallelen. Die Brieffreunde sind beide mit 22 Jahren in einen katholischen Orden eingetreten. Ihr Lebensweg hat zu bestimmten Bekehrungen geführt. "Luther in der Reformationszeit und Franziskus in der Hinwendung zur Kirche der Armen“, stellt Pfarrer Frisch fest.

Christliche Brüder in Verschiedenheit

Hermann-Josef Frisch stellt uns Franziskus und Luther als christliche Brüder in Verschiedenheit vor. Für die Recherche zu seinem Buch hat der Autor über 2000 Seiten Martin Luther Texte studiert und viele Textbausteine seiner Schriften in die Briefe eingebaut. "Martin Luther ist mir da nahe gekommen“, erzählt Frisch, "in seinen erhellenden Einsichten, aber eben auch in dem, was man kritisch sehen muss – zum Beispiel in seinem Türkenhass und Antisemitismus. Er ist – wie jeder Mensch – ein Zebra mit schwarzen und weißen Streifen“.

Das Buch zum Reformationsjahr 2017

Der erfundene Briefwechsel zwischen Martin Luther und Papst Franziskus ist ein Buch, das leicht lesbar ist und auch dazu führt, über Ökumene ins Gespräch zu kommen - also das ideale Buch zum kommenden Martin Luther Jahr. Ob der 500. Geburtstag der Reformation allerdings die Ökumene voranbringt? Der katholische Pfarrer Hermann Josef-Frisch ist da skeptisch: "Weil sich die katholische Kirche sehr distanziert zeigt, und die evangelische Kirche umgekehrt sagt, wir müssen unser eigenes Profil stärker betonen. Das ist beides für einen Dialog nicht die beste Voraussetzung“, meint Frisch.