34. Europäisches Taizé-Jugendtreffen in Berlin

Messehallen in Orange und Kerzenschein

Mit dem Abendgebet hat das 34. Europäische Jugendtreffen der Gemeinschaft von Taizé begonnen, die auf Jugendliche aus aller Welt schon seit Jahrzehnten eine ungebrochene Anziehungskraft ausübt. Bis zum Neujahrstag wollen rund 30.000 von ihnen unter dem Motto "Wege des Vertrauens" gemeinsam singen und beten. domradio.de überträgt täglich ab 19 Uhr das Abendgebet

 (DR)

Tausende halten inne

"Halleluja, Jubilate Deo, Halleluja..." Zu Tausenden sitzen Jugendliche und junge Erwachsene in Berliner Messehallen auf dem Boden. An einer Wand ist ein Altar aufgebaut, daneben ein Bild der "Stalingrad-Madonna" aus der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Orangefarbene Tücher hängen von der Decke herab, Kerzen flackern, einige schlichte, ungeschmückte Tannenbäume künden vom gerade begangenen Weihnachtsfest. Gitarrenakkorde klingen von irgendwo her durch die große Halle, dazwischen immer wieder die weltbekannten Lieder der ökumenischen Bruderschaft von Taizé. "Singt dem Herrn ein neues Lied, singt es ihm allezeit..." Dann wird es still. Tausende halten am Mittwoch beim ersten Abendgebet des 34. Europäischen Jugendtreffens inne.



Neben dem gemeinsamen Gesang und Gebet sind auch Begegnungen mit Prominenten vorgesehen: Politiker wie Wolfgang Thierse (SPD) und Katrin Göring-Eckardt (Grüne) erwarten die Teilnehmer zu Podiumsdiskussionen im Bundestag, und am Freitag wollen der Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki und Landesbischof Markus Dröge sowie Altbundespräsident Horst Köhler am Abendgebet teilnehmen.



Vorallem junge Osteuropäer sind in Scharen nach Berlin gekommen

"Sviaty Boze, sviaty kriepki..." Gleich das zweite Lied in der Messehalle erklingt auf Kroatisch. Denn vor allem junge Osteuropäer sind in Scharen in die Bundeshauptstadt gekommen. So wie die 26-jährige Joanna Azamfriei aus Rumänien: "Die Taizé-Lieder nehmen Dich aus Deinem Alltag heraus und bringen Dich in Kontakt zu Gott", sagt die Studentin. Derzeit verbringt sie ein Austauschsemester im dänischen Aarhus und ist in ihren Weihnachtsferien nach Berlin gekommen. Sie nimmt zum dritten Mal an einem solchen Treffen teil. "Wenn ich diese Lieder singe, bete ich doppelt", betont Joanna. "Ich komme auch hierher, um Leute zu treffen, die ich in Taizé oder bei früheren Jugendtreffen kennengelernt habe", ergänzt die Studentin.



Solidarität und Gemeinschaft stehen auch im Zentrum der ersten, kurzen Ansprache, die der Leiter der Gemeinschaft von Taizé, der aus Deutschland stammende Frère Alois Löser, an diesem Abend hält. Im weißen Ordensgewand sitzt er, umgeben von Kindern, neben dem Altar, aufmerksam lauschen die jungen Besucher seinen Worten. Wer kein Deutsch versteht, kann beim Zuhören ein kleines Radio nutzen. Handgeschriebene Zettel an den Eingängen der Messehallen geben die Frequenzen der Übersetzungen bekannt: Lettisch läuft auf 89,9, Russisch auf 102,2.



Applaus brandet auf, als Frère Alois den Berliner Gastgebern dankt. Die meisten der rund 20.000 Teilnehmer von auswärts sind mit Schlafsack und Isomatte privat untergekommen. "Die Gastfreundschaft gehört zu den großen Dingen, die dazu beitragen, Frieden zu schaffen", sagt der Prior. "In einer Epoche, in der sich viele fragen: Was ist eigentlich der Sinn meines Lebens?, möchten wir Brüder klar sagen: Er liegt in der Solidarität mit Anderen, die sich in konkreten Taten erweist", betont Frère Alois. "Eine solche Solidarität lässt ahnen, dass es eine Liebe gibt, die uns übersteigt, die uns bewegt, an die Liebe Gottes zu jedem Menschen zu glauben." Etwas von diesem Geist soll in den kommenden Tagen auch auf die ganze Stadt ausstrahlen, wünscht sich Frère Alois.