"Ich will nicht sagen, der Ton ist klasse, aber ich rege mich nicht darüber auf", sagte Schneider mit Blick auf die Äußerungen Mazyeks. Die EKD müsse zugleich selbstkritisch zur Kenntnis nehmen, dass manche Äußerungen zum Islam offenbar so aufgefasst worden seien, als gehe es uns um eine "billige Profilierung zu Lasten der Muslime". Die Kirche habe Anteile daran, "dass es zu einer so aufgeregten und verletzten Wahrnehmung gekommen ist".
"Sündenbockdiskussionen"
Mazyek hatte der EKD am Dienstag vorgehalten, mittlerweile "Sündenbockdiskussionen" über Muslime zu führen. In der evangelischen Kirche gäben Fundamentalisten immer mehr den Ton an. Statt diese zu entlarven, lasse sich die EKD auf sie ein.
Der EKD-Ratsvorsitzende Bischof Wolfgang Huber hatte am Sonntag in seinem Bericht vor der in Dresden tagenden Synode die freie Religionsausübung von Muslimen in Deutschland unterstrichen. Das Ja zum Bau von Moscheen schließe indes "die kritische Auseinandersetzung über den Ort und die Größe, die Gestaltung und übrigens auch die Anzahl nicht aus". Es gebe keinen Grund zu pauschalen Urteilen über den Islam, aber kritische Äußerungen seien nicht automatisch rechtsradikal oder islamfeindlich.
DITIB: Trialog kann zum Frieden beitragen
Rafet Öztürk, Dialogbeauftragter der DITIB, zeigt eine gemäßigtere Reaktion auf Hubers Äußerungen. Öztürk betonte im domradio-Interview, dass man sich durch die Äußerungen Hubers nicht ausgeschlossen fühle. Jedoch zeigte er sich überzeugt, dass durch eine interreligiöse Zusammenarbeit zum weltweiten Frieden beigetragen werden könne. "Wir Muslime sehen kein Problem darin, einen Trialog zu führen. Wir glauben, dass alle drei monotheistischen Religionen gleichen Ursprungs sind", so Öztürk.
In der evangelischen Kirche gebe es bereits Kreise, die einen Trialog zwischen den Religionen befürworten. "Ich glaube Herr Huber möchte den Gruppierungen in seinen eigenen Reihen klarmachen, dass man diese Gespräche bilateral führen möchte. Und dafür haben wir Verständnis", erklärt Öztürk.
EKD bemüht sich im Islam-Streit um Mäßigung
Polemische Profilschärfung?
Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ist im Streit mit dem Zentralrat der Muslime um Mäßigung bemüht. Er sehe in den Angriffen gegen die Kirche keine ernsthafte Belastung für den Dialog mit den islamischen Spitzenverbänden, sagte der rheinische Präses Nikolaus Schneider dem "Kölner Stadt-Anzeiger". Zentralrats-Generalsekretär Aiman A. Mazyek hatte der EKD vorgeworfen, fundamentalistische und antimuslimische Tendenzen zu stärken und ihr Profil polemisch am Islam schärfen zu wollen.
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