Ruhrbischof Overbeck zur Rolle der Kirche im Gesundheitswesen

Neu ausrichten und gut aufstellen

Gesundheitspolitik war in diesem Jahr das Thema des Sozialpolitischen Aschermittwochs der Kirchen in Essen. Eingeladen hatte unter anderem Ruhrbischof Overbeck. Im domradio.de-Interview spricht er über die neue Herausforderung für die Kirchen im Gesundheitssektor.

Pflegerin auf einer Palliativstation / © Harald Oppitz (dpa)
Pflegerin auf einer Palliativstation / © Harald Oppitz ( dpa )

domradio.de: Wenn Tacheles geredet wird, ist das ja potentiell immer spannend. Worum genau ging es und war es spannend?

Franz-Josef Overbeck: Es war spannend, weil es um das große Thema Gesundheit bei uns im Ruhrgebiet und in der Ruhrregion vor allem ging, dabei nochmal im Besonderen um die Rolle der Kirchen. Und es ging auch um die Frage: Wie entwickeln wir den gesamten Gesundheitssektor weiter. Da es sich um eine Mischung zwischen einer politischen Einrede und natürlich auch der Besinnung handelte - wie sich das zum Aschermittwoch gehört - war es nicht einfach nur politisches Tacheles-Reden. Es hatte schon mehr mit konkreten Ausrichtungsfragen zu tun.

domradio.de: Bundesgesundheitsminister Gröhe hat ja mit Blick auf den demografischen Wande vor einem wachsenden Fachkräftemangel im Gesundheitswesen gewarnt. Er hat zum Beispiel für eine morderne Pflegeausbildung geworben. Auch Ihnen ist ja gute Gesundheitsversorgung wichtig. Was kann die Kirche da denn leisten?

Overbeck: Wir gehören zu den großen Playern auf diesem Gebiet und das schon aus Traditionsgründen, weil ab dem 19. Jahrhundert die Kirchen dafür Sorge getragen haben, dass alle Menschen - vor allem auch die Armen und die am Rande Stehenden - gesundheitslich versorgt wurden. Das zieht eine relativ hohe Dichte von Krankenhäusern mit sich, die von kirchlichen Trägern versorgt werden. Für uns bedeutet das jetzt - mit der neuen Konkurrenz aber auch unter den neuen finanziellen, wirtschaftlichen und auch medizinischen Bedingungen - dass wir vor großen Herausforderungen stehen, wie wir das schultern und leisten können. Da wir auch viele kleine Einrichtungen haben und hatten, heißt das auch, neu nach Verbündeten Ausschau zu halten und zu entsprechenden neuen Vereinbarungen mit den Kommunen und mit dem Land zu kommen, um die Gesundheitsversorgung vor Ort zu gewährleisten und gleichzeitig Spitzenmedizin und -pflege zu unterstützen und möglich zu machen.

domradio.de: Klingt ein bißchen nach einer Einigung von Politik und Kirche. Hat es die gegeben?

Overbeck: Uns ging es eher um konkrete Grundausrichtungen und die bedeuten, unter anderem dafür Sorge zu tragen, dass auf Dauer eine gute Ausbildung und auch Fort- und Weiterbildung möglich wird, damit dieser so differenziert aufgestellte Sektor heute gut bedient werden kann. Es bedeutet aber auch - gerade für uns als Kirchen - dass wir mit unseren ethischen Botschaften gerade im Blick auf das Lebensende und den Lebensanfang qualifiziert präsent bleiben. Das gilt für den medizinischen Sektor, für das Krankenhauswesen und auch für die Versorgung und Begleitung von alten Menschen.

domradio.de: Wie empfinden Sie das denn generell, findet Kirche bei diesen Themen genug Gehör?

Overbeck: Wir finden - weil wir ein qualifizierter und sehr verlässlicher Partner sind - überall sehr viel Gehör, wissen aber auch, dass wir uns unter normalen marktwirtschaftlichen Bedingungen einer Konkurrenz zu stellen haben, die wir in dieser Klarheit in anderen Zeiten nicht kannten. Es bedeutet, sich innerhalb dieser Konkurrenz gut aufzustellen und zu wissen, dass derjenige auf Dauer Bestand hat, der sich durch Qualität auszeichnet, durch Orts- und Menschennähe, aber natürlich auch durch ein kluges und wirtschaftliches Handeln.

Das Interview führte Verena Tröster.