Kardinal Karl Lehmann rief die Kirche dazu auf, in der Öffentlichkeit durch Argumente und Glaubwürdigkeit zu überzeugen. Ausdrücklich dankte der Mainzer Bischof dem von Papst Franziskus nach dem Rücktritt von Tebartz-van Elst als Leiter des Bistums Limburg eingesetzten Weihbischof Grothe für Offenheit und Ehrlichkeit. Mit Grothe habe man einen Mann gefunden, der "den Karren wieder aus dem Dreck ziehen" könne.
Grothe seinerseits hatte in seiner Begrüßung der rund 150 Gäste des Empfangs betont, die Kirche brauche die Beobachtung durch die Medien. Er unterstrich, der Kirche wie den Medien gehe es um ein menschenwürdiges Leben. Wo dieser Auftrag verfehlt werde, brauche es Korrekturen auf der einen wie auf der anderen Seite.
In einem "Impuls" zum Auftakt des Empfangs äußerte ZDF-Programmdirektor Norbert Himmler, das Interesse an Themen rund um die Institution Kirche halte sich in Grenzen. Hier müssten die Kirche und die Gläubigen selbst gegensteuern. Die Kirche brauche die Medien dringender denn je, so Himmler. Dem Papst bescheinigte er, die Bedürfnisse einer vernetzt kommunizierenden Welt erkannt zu haben. Durch starke Zeichenhandlungen mache Franziskus verständlich, wie er sein neues Amt verstehe, nämlich dienend, menschlich und dialogisch.
Angekratztes Image
In einer vom früheren Chefredakteur der "Süddeutschen Zeitung", Hans Werner Kilz, moderierten Diskussionsrunde räumte der Pressesprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp, ein, das Image der Kirche in Deutschland sei ziemlich angekratzt. Er bescheinigte ihr zugleich, sie habe schon vor dem Fall Tebartz-van Elst gelernt, sich der Wahrheit zu stellen. Der Ressortleiter der "Rhein-Main-Zeitung" der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", Peter Lückemeier, sagte, die Angst vor Medien sei nirgendwo so weit verbreitet wie bei Gewerkschaften und Kirche. Mit Blick auf die Berichterstattung in Sachen Tebartz-van Elst sagte der Chefredakteur des Hessischen Rundfunks (HR), Alois Theisen, es habe Auswüchse gegeben. Es gebe aber keinen Sittenverfall in den Medien.