Diese Synode stand unter dem Titel "Die Kirche in Afrika im Dienst an Versöhnung, Gerechtigkeit und Frieden“ und hatte damit eine deutlich praktische und an den konkreten Problemen der afrikanischen Gesellschaften orientierte Ausrichtung. Bereits in seiner Eröffnungsansprache zu der Synode betonte Benedikt XVI. den spirituellen Reichtum Afrikas, was wie ein Leitmotiv sein Schreiben "Africae munus" durchzieht. Er schreibt: „Ein kostbarer Schatz liegt im Herzen Afrikas, wo ich so etwas wahrnehme wie die 'geistliche Lunge' für eine Menschheit, die sich in einer Krise des Glaubens und der Hoffnung befindet – und das dank dem außerordentlichen menschlichen und geistlichen Reichtum seiner Söhne und Töchter, seiner vielfarbigen Kulturen, seines Erdbodens und seiner unermesslichen unterirdischen Ressourcen".
Spiritualität als wichtiger Wert Afrikas
Zu den Werten, für die Afrika steht, zählt der Papst eine Spiritualität der Gemeinschaft, die Achtung des Lebens sowie die zentrale Bedeutung der Familie, die ja bereits von der ersten Afrikasynode als Bild für die Kirche gesehen wurde – und der er schon auf seiner Reise nach Angola 2009 mehrere Ansprachen widmete, in denen er unter anderem die Verantwortung der Männer in Afrika für die positive Entwicklung der Familien anmahnte und umgekehrt die Arbeit der afrikanischen Frauen würdigte. Angesichts der vielfältigen Krisen, die afrikanische Gesellschaften heute erleiden, besteht aber, so Benedikt XVI. weiter, die dringende Notwendigkeit, einerseits Unrecht anzuklagen und die Verantwortlichen – in der westlichen Welt wie in Afrika selbst – zur Rechenschaft zu ziehen, und andererseits in Afrika auf der Basis von Subsidiarität, Solidarität und Liebe gerechtere Gesellschaftsstrukturen aufzubauen. Diese Prinzipien werden von der katholischen Soziallehre, die er als einen "Dienst an der Wahrheit, die befreit" versteht, vertreten und entfaltet.
Nächstenliebe und Aufmerksamkeit für die Armen
In dem Dokument spricht Benedikt XVI. auch die konkreten Probleme wie die Pandemie Aids, ungerechte und die Umwelt zerstörende Wirtschaftsstrukturen sowie durch Ausbeutung und Kriege erzwungene Migration an. Die Antwort der Kirche könne nur im brüderlichen Dienst der Nächstenliebe, einer vorrangigen Aufmerksamkeit für die Armen und einer vom Geist des Dialogs bestimmten Begegnung zwischen den Kulturen bestehen – auf dem Weg zu einer Globalisierung der Solidarität. Denn in der Verkündigung Jesu Christi, dessen Antlitz uns in jedem und jeder Bedürftigen begegnet, hat die Kirche eine Botschaft der Hoffnung für Afrika, das sich in seiner Würde als von seinem Gott geliebten Volk aufzurichten wünscht.
Papst Benedikt XVI. sprach gar davon, dass die zweite Afrikasynode zu einem neuen Pfingsten für die afrikanischen Ortskirchen werden kann, damit "jeder immer mehr zu einem Apostel der Versöhnung, der Gerechtigkeit und des Friedens werde. Möge die katholische Kirche in Afrika stets eine der geistlichen Lungen für die Menschheit sein und jeden Tag mehr zu einem Segen für den edlen afrikanischen Kontinent und für die ganze Welt werden!“– so die Schlussworte dieses Dokuments, das den afrikanischen Ortskirchen Richtschnur für ihre Verkündigung und ihren Einsatz für eine gerechtere Gesellschaft sein will.
Von Dr. Marco Moerschbacher