Ein Schild weist den Weg: "Zum Lachen bitte in den "Keller" gehen". Gleich zu Beginn der Ausstellung in den frühgotischen Gewölbehallen des Dommuseums begegnet dem Besucher ein Porträtkopf des griechischen Philosophen Aristoteles (384-322 v.Chr.). Der hatte erkannt, dass der Mensch sich durch die Fähigkeit auszeichne, lachen zu können; dies unterscheide ihn vom Tier. Bis zur Wiederentdeckung des Aristoteles um 1200 freilich war das Lachen im Mittelalter eine eher heikle Angelegenheit.
Das heftige, das maßlose oder törichte Lachen habe in den monastischen Kreisen des Früh- und Hochmittelalters als verwerflich gegolten und sei mit einem höllischen Gelächter gleichgesetzt worden, erläutern die Ausstellungsmacher. Allmählich habe sich im 13. Jahrhundert eine positivere Bewertung des Lachens durchgesetzt, bevor dann die Passionsfrömmigkeit des Spätmittelalters das Weinen ungleich höher bewertet und das Lachen erneut verurteilt habe.
Auch Mittelalter-Autoren kommen zu Wort
Zu den über 50 Exponaten der Mainzer Schau unter dem Titel "Seliges Lächeln und höllisches Gelächter" gehört unter anderem ein Abguss des sogenannten Fürstenportals des Bamberger Doms: "Richtender Christus mit Seligen und Verdammten". Die Seligen lächeln, sie tun das fröhlich, freudig, der Mund bleibt geschlossen. Die Verdammten lachen höhnisch, werden von Lachen geschüttelt, der Mund ist geöffnet. Ebenfalls in der Schau zu sehen ist der vom Naumburger Meister kreierte "Kopf einen lächelnden Teufels" und der gleichfalls von dem Künstler geschaffene "Zug der Seligen", zu dem ein herzhaft lachender Knabe gehört. Er soll - Felix (der Glückliche) genannt - demnächst zum Logo des Dommuseums werden
Es sind Skulpturen, Wandteppiche, Werke der Schnitzkunst, der Buchmalerei und der frühen Druckkunst, die das Museum in seiner Sonderausstellung präsentiert. Sein Direktor Wilhelm Wilhelmy ist der Kurator der Schau. Er spricht von einer "hochdifferenzierten mittelalterlichen Welt des Lachens", will mit der Ausstellung entsprechend differenzierte Antworten geben auf die Frage, wer wann wo wie gelacht habe.
Wilhlemy lässt auch mittelalterliche Autoren zu Wort kommen. Da ist zum Beispiel ein syrischer Mönch namens Ephraim: "Das Lachen richtet Seele und Körper zugrunde." Dagegen Dante Alighieri, Schöpfer der "Göttlichen Komödie": "Antlitze, die zur Liebe laden, von eignem Lächeln schön". Oder Hildegard von Bingen: "Die fleischliche Begierde erregt das Lachen und erschüttert die Lenden." Anders der Abt eines Klosters auf dem Sinai: "Gott will, dass der Mensch aus Liebe zu ihm in seiner Seele lache und fröhlich sei."
Für Wilhelmy, der das Dommuseum seit 1. November leitet, ist die jetzige Schau seine "Antrittsausstellung". Für ihre Thematik sieht er sein Haus aus einem ganz naheliegenden Grunde prädestiniert. Mainz sei einer der Hochburgen der deutschen Fastnacht. Und das Museum habe mit Kardinal Karl Lehmann einen bischöflichen Hausherrn, der Träger des Ordens wider den tierischen Ernst und für sein herzhaftes Lachen bekannt sei.
Mainzer Dommuseum zeigt Schau über Lachen im Mittelalter
Lächeln und Gelächter
Hat Jesus gelacht? Verspottet, wer lacht, nicht die göttliche Weltordnung? So fragten sich Mönche und Gelehrte im Mittelalter. Andererseits: Wenn Gottes Sohn auch Mensch war - konnte er dann nicht auch lachen? Um "Das Lachen in Kunst und Kultur des Mittelalters" geht es im Mainzer Dom- und Diözesanmuseum.
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