Damit hat Ökumene in der katholischen Gemeinde St. Lucia und der evangelischen Gemeinde Stolberg künftig einen konkreten Ort. Am Montagabend stellten Vertreter beider Pfarreien die Pläne vor. Bis Ostern wollen die Partner den Nutzungsvertrag für das Gemeindezentrum unterzeichnen. Im Sommer werde mit der Modernisierung des Hauses begonnen, hieß es. Zeitgleich soll nebenan ein zweistöckiger Neubau für die Verwaltung der beiden Gemeinden entstehen.
Das Ökumene-Projekt hat Modellcharakter. Zwar gebe es in Erkrath-Hochdahl noch eine ähnliche Einrichtung. Ansonsten sei das Vorhaben im Bereich der rheinischen Landeskirche, deren Gebiet immerhin vom Niederrhein bis Saarbrücken geht, einzig. Auch aus den nordrhein-westfälischen Bistümern sei nichts Vergleichbares bekannt.
Das aus den 70er Jahren stammende Gemeindehaus war der evangelischen Gemeinde zu groß geworden, erzählt Pfarrer Andreas Hinze. Wenn der Bau energetisch saniert sei, werde sich das Leben beider Kirchengemeinden hauptsächlich dort abspielen. Geübt haben beide Konfessionen schon lange. "Unsere Frauenhilfe trifft sich sowieso regelmäßig mit der kfd", erläutert Hinze als Beispiel für Ökumene vor Ort. Auch Pfarrer Hans-Rolf Funken von St. Lucia würdigt das gute ökumenische Klima in der Kupferstadt Stolberg. So sei der gemeinsame Gottesdienst an Pfingstmontag immer sehr gut besucht. Und - im Rheinland existenziell - auch an Karneval werde schon lange zusammen gefeiert.
Mit dem Zentrum werde auch öffentlich sichtbar, dass Christen mit einer Stimme sprechen, betont Pfarrer Funken. Das sei wichtig. Denn der Bau sei nicht nur aus dem ganzen Stadtgebiet gut erreichbar, er liege auch in einem multikulturellen Stadtviertel. Gemeinsam mit der katholischen Kirche Maria Himmelfahrt und dem städtischen Kulturzentrum soll das Gemeindehaus das Viertel prägen.
Sparsames Wirtschaften ist notwendig
Den Katholiken als Miteigentümern stehen künftig große Säle zur Verfügung, die sie vorher nicht hatten. Manche Pfarrhäuser und andere Immobilien der aus sieben Pfarrgemeinden 2010 fusionierten Großgemeinde St. Lucia jedoch werden demnächst vermietet. Andere sollen zu Wohnungen umgebaut oder von Verbänden genutzt werden. Kirchenaustritte und die demografische Entwicklung zwingen dazu, sparsam zu wirtschaften. Allerdings werde "kein Pfarrjugendheim geschlossen", versichert Rendant Helmut Gottfried. Trotz des zentralen Baus blieben auch vor Ort in den Dörfern genügend Räumlichkeiten für die Messdienergruppe, den Altentreff und andere kirchliche Angebote.
Für die evangelische Gemeinde sei das alte Gebäude zu groß und nicht mehr allein zu tragen gewesen, erläutert deren Finanzkirchmeister Karl Gottfried Freyberger. Die Verwaltung des neuen Zentrums übertragen die Gemeinden einem ökumenisch besetzten Rat des Hauses. Und wenn später einmal etwas kaputt gehen sollte oder "der Kicker neue Bälle braucht", wollen sich Freyberger und Gottfried unbürokratisch einigen. Einer wird die Sache kaufen und sich die Hälfte vom ökumenischen Partner erstatten lassen.
Ganz so ökumenisch wie im Gemeindezentrum soll es im Verwaltungsbau nicht zugehen. Rechts werden Pfarrer Funken, Rendant Gottfried und die anderen Hauptamtlichen der Katholiken ihre Büros haben, links die Mitarbeiter des evangelischen Gemeindeamts. Denn schließlich sind und bleiben es ja bis auf weiteres unterschiedliche Kirchen.
Katholiken und Protestanten bauen in Aachen ein gemeinsames Gemeindezentrum
Aus zwei mach eins
Die Idee wurde am Pfingstmontag vor gut drei Jahren geboren. Das Ergebnis der Eingebung wird in wenigen Monaten zu bewundern sein: In Stolberg bei Aachen bauen die katholische und evangelische Kirche ein gemeinsames Gemeindehaus und Verwaltungszentrum.
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