Die Kirche lobt die Friedenspreisentscheidung aus Oslo

Signal an die Männerwelt

Auch die katholische Kirche begrüßt die Vergabe des Friedensnobelpreises in diesem Jahr. Vor allem die Verleihung an die aus dem Jemen stammende Journalistin Tawakkul Karman sei eine Ermutigung für andere Frauen.

 (DR)

Er freue sich, dass mit Tawakkul eine Frau geehrt werde, die ihr Leben für die Rechte anderer aufs Spiel setze, sagte der katholische Bischof für den Jemen, Paul Hinder. "Es ist ein Signal, dass in dem krisengeschüttelten Land auch positive Kräfte am Werk sind", so der aus der Schweiz stammende Bischof und Ordensmann. "Vielleicht kommt die Männerwelt Jemens nun auf die Idee, dass mit Hilfe von Frauen bessere Wege in die Zukunft gefunden werden." Zuvor hatte auch der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, die Wahl des Komitees begrüßt. Es sei "gut, dass der Kampf für Frauenrechte gewürdigt wird".



Das Nobelpreiskomitee hatte die Auszeichnung am Freitag an drei Menschenrechtlerinnen aus Afrika und Arabien verliehen: an die jemenitische Journalistin Tawakkul Karman, die liberianische Präsidentin Ellen Johnson Sirleaf und die liberianische Aktivistin Leymah Gbowee. Den mit umgerechnet 1,1 Millionen Euro dotierten Preis teilen sich die Präsidentin von Liberia, Ellen Johnson Sirleaf, die ebenfalls in Liberia tätige Aktivistin Leymah Gbowee sowie die Bürgerrechtlerin Karman.



Hinder, der dem Kapuzinerorden angehört, amtiert seit 2005 als Apostolischer Vikar von Arabien mit Dienstsitz in Abu Dhabi. Seit einer Reform der Kirchenstrukturen im Mai 2011 ist er für die Vereinigten Arabischen Emirate, Oman und Jemen zuständig. Schätzungen zufolge leben auf der arabischen Halbinsel rund drei Millionen Katholiken und eine Million Christen anderer Konfessionen. Fast ausschließlich handelt es sich um Ausländer.



Kardinal: Freude über Friedensnobelpreis

Auch der Präsident des Päpstlichen Rates für Gerechtigkeit und Frieden, Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson, äußerte seine Freude über die Vergabe des Friedensnobelpreises an die drei Bürgerrechtlerinnen. Er selbst kenne die Präsidentin von Liberia, Ellen Johnson Sirleaf, und könne bestätigen, dass ihre Führungsrolle und ihr Engagement auf politischer Ebene in ganz Westafrika sehr geschätzt würden, sagte der aus Ghana stammende Turkson am Freitag zu Radio Vatikan.



Die Arbeit der liberianischen Aktivistin Leymah Gbowee würdigte er mit dem Hinweis auf Bürgerkriegssituationen in ihrem Land, bei denen Frauen entführt und vergewaltigt worden waren. "Nach Kriegsende war die Rehabilitierung dieser missbrauchten Frauen eine traurige Angelegenheit. Hier eine Frau zu haben, die andere dazu ermutigte, wieder den Kopf zu erheben, ist sehr schätzenswert," sagte Turkson. Ebenso unterstütze er den Friedensnobelpreis für die aus dem Jemen stemmende Tawakkul Karman. Wenn solche Initiativen von Frauen auf weltweiter Ebene gewürdigt würden, sei dies eine Ermutigung für andere Frauen, die sich ähnlich engagierten, so der Kardinal.



Der Friedensnobelpreis geht auf den schwedischen Industriellen Afred Nobel zurück und wird seit 1901 in Oslo vergeben. Zu den früheren Preisträgern gehören unter anderem Barack Obama, Mutter Teresa, Amnesty International (AI) und der polnische Gewerkschafter Lech Walesa. Traditionell wird der Friedensnobelpreis am 10. Dezember, dem Todestag Alfred Nobels, in Oslo übergeben.