Zuvor jedoch eröffneten den Festakt und begrüßten die zahlreich erschienenen Soldatinnen und Soldaten, kirchlichen Würdenträger aus der Erzdiözese Köln und Bonner Kommunalpolitiker Oberstleutnant Andreas Preuss als Vorsitzender des Bonner Kreises der GKS sowie der Bundesvorsitzende der katholischen Laienorganisation im Jurisdiktionsbereich des Katholischen Militärbischofs, Oberstleutnant Rüdiger Attermeyer. Beide katholischen Offiziere dankten dem Bundestagspräsidenten, der - trotz der Vielzahl seiner zeitgleich in Berlin vorgelegenen Verpflichtungen - an seiner Zusage für den Vortrag festgehalten hatte.
Lammert, der auch Bochumer Wahlkreisabgeordneter ist, nutzte die Gelegenheit, den inhaltlichen Bogen zum diesjährigen Leitmotiv des Weltfriedenstages weiter zu spannen. Im Mittelpunkt seiner Reflexion darüber ging er der Frage nach, welche Konstanten und welche Veränderungen sich festmachen lassen, die mit der "Durchsetzung von Interessen" und den daraus resultierenden Konflikten seit jeher verbunden sind.
Welche Rolle und Aufgabe dabei den Religionen und der Politik zukamen, verdeutlichte der Bundestagspräsident dabei insbesondere mit Blick auf die eigene Geschichte in Deutschland und hob hervor, dass darüber zu keinem Zeitpunkt der Souverän - die Bürgerinnen und Bürger des Landes - entschied, sondern die politischen Autoritäten. Ob nationale Interessen auch mittels der Androhung und des Einsatzes militärischer Gewalt durchgesetzt wurden, darüber entschied die Politik in Deutschland.
Lehre vom "Gerechten Frieden"
Lammert, der in diesem Zusammenhang auch an sein eigenes Abstimmungsverhalten im Deutschen Bundestag erinnerte, erläuterte dies mit den parlamentarischen Entscheidungen zur Wiederbewaffnung und dem Beitritt Deutschlands in das nordatlantische Bündnis (NATO) und den kontroversen Debatten um den sogenannten NATO-Doppelbeschluss in den 1980er Jahren. Für beide Entscheidungen galt, so der heutige Bundestagspräsident, dass darüber nicht "das Volk" entschied. Ähnlich verhielt es sich mit der im Deutschen Bundestag zu treffenden Entscheidung, ob - aus Gründen der Humanität und ohne Legitimation des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen - ein Bürgerkrieg im ehemaligen Jugoslawien zu beenden sei.
Mit Blick auf die veränderten außen- und sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen nach Ende des Ost-West-Konfliktes galt es auch für das geeinte Deutschland, die Einordnung der Streitkräfte in der Wahrnehmung nationaler Interessen neu zu sortieren. Im Gegensatz zu anderen Staaten in der Welt, in denen die jeweiligen Regierungen über den Einsatz militärischer Gewalt allein entscheiden, verhält es sich in Deutschland anders. Im Interesse der Soldaten selbst und wegen einer notwendigen Akzeptanz auch außerhalb des Parlaments, so der Bundestagspräsident, entscheidet auf Antrag der jeweiligen Bundesregierung über den Einsatz, seine Dauer, die Art und den Umfang der Bewaffnung ausschließlich der Deutsche Bundestag. Was dies nun im Hinblick auf den Einsatz deutscher Streitkräfte im Rahmen der International Security Assistance Forces (ISAF) in Afghanistan letztendlich bedeutet, ließ der Redner offen. Lammert schloss den Festvortrag mit einem Hinweis auf die zurückliegenden Hirtenworte der Deutschen Bischöfe und verwies auf die Erläuterungen des damaligen Bischofs von Limburg, Dr. Franz Kamphaus, der anlässlich der Veröffentlichung des Hirtenwortes im September 2000 den Fokus auf den "Gerechten Frieden" in bewusster Abgrenzung zur "Lehre vom gerechten Krieg" gelegt hatte.
Mit einem Dank an den Bundestagspräsidenten für seinen sowohl grundsätzlich als auch aktuell gehaltenen Festvortrag beendete Militärdekan Benno Porovne, der das Katholische Militärpfarramt Bonn leitet, die diesjährige Festveranstaltung der katholischen Soldaten.
Info:
Der Autor Josef König ist Chefredaktuer der Zeitschrift "Kompass. Soldat in Welt und Kirche", die vom Katholischen Militärbischof für die Deutsche Bundeswehr herausgegebene Monatszeitschrift, die den Dienst und die Lebenswelt der Soldatinnen und Soldaten als "Staatsbürger in Uniform" in den Mittelpunkt stellt.--
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Bundestagspräsident Lammert Gast der Gemeinschaft Katholischer Soldaten
"Religionsfreiheit – der Weg zum Frieden"
Am Donnerstag war der Präsident des Deutschen Bundestages, Prof. Dr. Norbert Lammert, als Gastredner von der Gemeinschaft Katholischer Soldaten geladen. Er nutzte die Gelegenheit, das Leitmotiv des diesjährigen Weltfriedenstages zu verorten. Ein Gastbeitrag von Josef König.
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