Gefangen im Netz eines "Loverboys"

Wenn der Freund zum Freier wird

"Und plötzlich gehörst du ihm" – so heißt der packende Erfahrungsbericht der Holländerin Merel van Groningen. Sie hat die Geschichte ihrer Jugend aufgeschrieben und erzählt, wie sie sich als 15-jähriges Mädchen auf einen 11 Jahre älteren Mann einlässt. Keine ungewöhnliche Geschichte. Doch ihr neuer Freund hat nur ein Ziel: Er will sie zur Prostitution zwingen.

Autor/in:
Verena Tröster
 (DR)

Es fängt alles ganz harmlos an: Merel hat Probleme in der Schule und sie leidet unter der Scheidung ihrer Eltern. Durch ihre beste Freundin trifft sie den 26-jährigen Mike. Zusammen passen die Freundinnen auf Mikes Hunde auf und Merel freundet sich mit ihm an. Sie fühlt sich wohl in der Welt des 11 Jahre älteren Mannes, in der es so viel spannender ist, als in der Schule und Zuhause. Mike hört ihr zu und ist für sie da. Der alleinerziehende Vater zweier kleiner Kinder hat ein eigenes Häuschen. Doch Merels Freundinnen warnen sie vor dem vorbestraften Mann, der angeblich mit Zuhältern und Prostituierten verkehrt. Aber sie vertraut ihm mittlerweile blind.



Plötzlich wendet sich das Blatt: Mike teilt Merel mit, er habe finanzielle Probleme, und verlangt, dass sie für ihn anschaffen geht. Die 15-Jährige weigert sich, doch ohne Erfolg. Mike entpuppt sich als "Loverboy". Er verprügelt sie und gibt ihr weder zu essen noch zu trinken. Merel wird in seinem Keller eingesperrt und Mike mutiert zum gewalttätigen Zuhälter.



Auch in Deutschland ein weit verbreitetes Problem

Der Begriff Loverboy kommt aus den Niederlanden und beschreibt Männer, die zunächst das Vertrauen von jungen Mädchen gewinnen und sie dann zur Prostitution zwingen. Inzwischen sind Loverboys auch in Deutschland ein weit verbreitetes Problem. Offizielle Zahlen liegen momentan noch nicht vor, denn die Polizei verfolgt die Delikte nicht unter dem Phänomen Loverboy-Methode, sondern als Einzeldelikte wie Freiheitsberaubung oder Menschenhandel. Trotzdem verzeichnen Stiftungen wie "Stop Loverboys" immer größeren Zulauf und möchten aufklären.



Merel van Groningen hat unter einem Decknamen jetzt ihre Geschichte aufgeschrieben. "Und plötzlich gehörst du ihm" heißt ihr Buch, in dem sie Einblicke gewährt in eine Welt, die nur existieren kann, weil die Gesellschaft gern die Augen vor ihr verschließt. Merel van Groningen konnte dem Netz ihres Loverboys entkommen und führt nach jahrelanger Therapie heute ein normales Leben.



Der Erfahrungsbericht von Merel van Groningen ist im Bastei-Lübbe-Verlag erschienen und enthält ein Vorwort von der ehemaligen Kriminalbeamtin Bärbel Kannemann, die sich seit vielen Jahren  mit dem Thema auseinandersetzt. In Deutschland setzt sie sich für den in den Niederlanden gegründeten Verein Stoploverboys ein und betreut junge Mädchen, die Opfer von Loverboys geworden sind.