domradio.de: Kennen Sie Gewalt in der Erziehung aus eigener Erfahrung?
Elsner: Ich bin als Schüler in der Volksschule einmal jämmerlich von einem Lehrer verprügelt worden, das war vor dem Krieg.
domradio.de: Wie haben Ihre Eltern reagiert?
Elsner: Die Eltern hätten sich vielleicht gewehrt. Aber der Lehrer war Nazi. Und von meiner Familie war niemand in der Partei. Das wäre schwierig geworden. Das war aber auch sonst die Regel, dass Kinder zuhause nichts davon erzählt haben. Denn, sagten die sich: Dann kriege ich es ja noch mal.
domradio.de: Was war das für eine Pädagogik?
Elsner: Die Gesellschaft hatte ein anderes Bild von richtig und falsch, von Strafe, von Leistung und vor allen Dingen von: Gehorchen. Wer die Prügelstrafe ausübte, machte das, was die Allgemeinheit machte; der machte auch manchmal das, was von ihm erwartet wurde. Das hat sich erst allmählich geändert.
domradio.de: Sie fordern seit damals eine Erziehung zum Frieden...
Elsner: Schlagen ist immer falsch. Jeder Schlag ist falsch. Man schlägt, um etwas zu erreichen - und das ist schon mal falsch gedacht. Wenn man schlägt, gibt man nur kund, wo Macht ist. Das Kind braucht keine Schläge. Das müssen wir als Grundsatz festlegen! Erst dann kommen wir dem Kind und der Sache - dem, was wir in der Pädagogik wollen - einfach näher.
Das Gespräch führte Monika Weiß.
Pädagogikpionier Elsner und sein Kampf gegen Gewalt in der Erziehung
"Jeder Schlag ist falsch"
Nach dem Zweiten Weltkrieg war Hans Elsner einer der Pioniere der Montessoripädagogik in Deutschland. Sein Kampf gegen Gewalt in der Erziehung hat auch persönliche Gründe, berichtet er gegenüber domradio.de. Als Schüler wurde er selber verprügelt.
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